Jubeln und sinken

Die «Buch-Wien» hat ihre Tore geöffnet.
Man hat – dem Vernehmen nach – auch schon Leute Gutes über diese Buchmesse sagen hören.  Möglicherweise kam es von den Firmen, die die Stände an die Verlage vermieten …

Jedenfalls hat die schwäbische Büchner Preisträgerin Sibylle Lewitscharow die Eröffnungsrede gehalten. Und in dieser Rede solls richtig zur Sache gegangen sein. Vor allem Amazon hat sein Fett weg gekriegt:

«Amazon bezahlt keine Steuern in den Ländern, in denen dieser widerliche Club eine Menge Geld verdient, er bezahlt seine Angestellten empörend schlecht, ruiniert die Buchhändler und zunehmend auch die Verlage.»

Jawoll. Amazon. Schlecht. Böse. Amerikanisch. Ausbeuter. Killer.
Ich gönnte mir den Spaß und sah mich auf Amazon nach den Büchern von Frau Lewitscharow um. Und siehe da: Da waren sie alle versammelt, die schwäbischen Preisträger-Werke. Suhrkamp.
Nun, dazu kann Frau Lewitscharow nichts. Es ist der Verlag, der es sich nicht leisten kann, auf den Amazon-Vertrieb zu verzichten. Ich weiß nicht. Vielleicht könnte eine schwäbische Büchnerpreisträgerin beim Verlag darauf hinwirken, dass ihr Opus aus dem Sortiment der amerikanischen Bösmannfirma genommen wird?

Aber als Schwäbin wird sie halt auch rechnen können. Und als Katholikin hat sie ja immer noch die Möglichkeit, die ganze Kiste ins Jenseits zu schieben, und dort (göttliche) Gerechtigkeit zu erhoffen, was auch in ihrer Rede irgendwie anklingt:

«Das, mit Verlaub, ist eine ziemlich scheußliche neue Welt. Sollte es mir vergönnt sein, den Tod dieser verhassten Firma noch zu erleben – was leider nicht sehr wahrscheinlich ist – werde ich mit einem Jubelruf auf den Lippen ins Grab sinken…»

Dann jubel mal und sink.
Derweil verkloppen wir weiter unsere paar Bücher auf Amazon. Frau Lewitscharow und Suhrkamp auch, oder etwa nicht?

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