Darüber schreibe ich bestimmt nicht

Heute hätte es mich beinahe wieder mal erwischt. Ich hätte beinahe etwas zur Schweizer Literatur gesagt. Ich hörte den Schweizer Kultursender und da wurde eine Buchkritik angekündigt. Wessen Buch soll da besprochen werden? Da gibt’s doch nur einen: Der Hohler Franz. Dem eben erst ein großer Literaturpreis verliehen wurde. Ja, der Hohler Franz, der sich an der Generalversammlung des AdS (Schriftstellerverband) dafür stark gemacht hat, dass endlich wieder mal ein Schweizer für den Nobelpreis vorgeschlagen würde. Nein, im Ernst. Nur nicht scheu sein, sagte er. An sich hat er nicht gedacht, das wäre unschweizerisch.

Nun, ich konnte mich nochmal zurückhalten, sonst hätte ich z.B. gesagt, dass der Hohler Franz inzwischen zum Sinnbild für den engültigen Sieg der Alternativen, der Grünen, der Linken in der Schweiz geworden ist. Sieg auf der ganzen Linie. Nur noch gute Menschen die schreiben. Den einzigen unguten Menschen und Dichter, den Freysinger Oskar, durfte nicht dem AdS beitreten, dabei ist er Schriftsteller, hat Bücher publiziert, aber er ist halt bei der SVP. Ist das in Ordnung?

Das hätte ich vielleicht geschrieben, wenn ich was geschrieben hätte, was ich aber nicht tat, denn es geht mich ja nichts an, und außerdem habe ich Ferien und muss, wie jeder arme Hund, in den Ferien krüppeln und krüppeln heißt eben nicht schreiben, sondern schöpfen und reparieren und für den Winter vorsorgen, und ich schätze dieses Krüppeln schon sehr, denn wenn es dies nicht gäbe, hätte ich sicher was über die langweiligen Bücher der Schweizer Kollegen gesagt, wie sie Ding für Ding rausstupern, nett gemacht, geliebt vom Publikum mit den grauen Haaren, wie es gerne diese Literatursendung bevölkert, wo ein Zweifel niemals an sich selber zweifelt und einem das Dauergrinsen der Frau Keller so zusetzt, dass man sich Elke Heidenreich als Domina wünscht, Frau Heidenreich die immer noch glaubt, dass man jemanden zum Buch verführen kann, wie im Märchen, wo aus dem Frosch ein Prinz wird, jawoll sie als Domina, die einem das gute Buch mit der Peitsche gibt, aber dann schwenkt die Kamera auf den Philo, den alten Mann und sein Bart, dem der andere alte Mann fehlt, jener, wegen dem Henryk Broder seinen Börne-Preis zurückgeben hat, gleich dem guten Heino, der den Bambi in ein Kuvert steckte, als Herr Bushido das Reh ebenfalls gekriegt hat. Und wenn ich wirklich was geschrieben hätte, dann hätte ich geschrieben, dass ich mir niemals hätte vorstellen können, dass ich Heino einmal als den einzigen Charakterkopf in der ganzen Bullshit-Bambi-Preisträgerriege lobhudeln müsste.
Aber ich schreib ja nicht. Ist besser so. Schreiben verdirbt einem nur die Maloche.

Jetzt trink ich draußen auf der Terasse einen «Dark-Light» und ein Bier, schaue mir an, wie die Nacht den Tag über die Bergkuppen schiebt, gehe früh schlafen, denn morgen habe ich frei. Wandern. Zum Glück habe ich mir mit Schreiben nicht die Laune verdorben… Hat nicht viel gefehlt.

Eine Antwort auf „Darüber schreibe ich bestimmt nicht“

  1. «… mir niemals hätte vorstellen können, dass ich Heino einmal als den einzigen Charakterkopf in der ganzen Bullshit-Bambi-Preisträgerriege lobhudeln müsste…» Ein ähnlich komisches Gefühl hatte ich neulich, als ich bei (an??) einer Sendung über die Les Humphries Singers klebenblieb und Jürgen Drews über Establishment und Anti-Establishment sinnieren hörte. Gefiel mir etwa dieser Schlagerfuzzi? Ehrlich gesagt ja. Genauso wie neuerdings Heinos schräge Coverversionen irgendwelcher Deutschpunkhymnen. Irgendwas läuft da aus dem Ruder.
    **
    Davon abgesehen, eine schöne Zeit in den Bergen. Viel Arbeit scheint es zu geben, aber eine recht abgelegene Hütte in den Bergen ist im Zeitalter diverser Krisen und Katastrophen nicht zu verachten.

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