Worte zum Sonntag

Manchmal greife ich ins Bücherregal und ziehe die dicke Lutherbibel heraus und lese darin. Meistens im Kohelet und im Buch Hiob. Das ist die eine Bibel.
Manchmal denke ich über ein Problem nach, meistens auf dem Fahrradergometer im Geisteszentrum, und dann gehe ich nach Hause und ziehe meine «Bibel des Schreibens» heraus. Diese Bibel heißt «Die simple Kunst des Mordes» von Raymond Chandler. Es ist das beste Buch aller Zeiten, sag ich jetzt einfach mal so dahin, und es ist nicht ganz falsch.

Ich habe einem Freund der gerne etwas Fett gegen Muskeln tauschen möchte (also: abnehmen will), geraten, die Waage zu vergessen, ja, das «Gewicht-verlieren» überhaupt und sich stattdessen auf seine Fitness zu konzentrieren. Nicht auf den Kalorienverbrauch zu schielen, sondern auf die Steigerung der Wattanzahl beim Ergometer, nicht auf den «richtigen» Puls, sondern auf die größtmögliche Anstrengung. Intervalltraining. Und ja, bevor ichs vergesse, auch ein wenig auf das Zeug, das man in den hungrigen Wanst stopft. Weniger hochkalorischen Müll, dafür etwas mehr Eiweiß und vitamreiches, mineralstoffhaltiges Zeuch.

Das rate ich aus sehr persönlicher Erfahrung, aber auch als der Fitnesstrainer, der ich einmal war.

Hatte Chandler auch etwas dazu zu sagen? Irgendwie schon. Denn er schrieb über den Stil eines Schriftstellers, dass dieser «eine Projektion seiner Persönlichkeit ist», und dass man sie erst einmal haben muss, bevor man sie projezieren kann. Dann: «Aber selbst, wenn man sie hat, bekommt man sie auch nur dann aufs Papier, wenn die Gedanken auf etwas anderes gerichtet sind.»

Finde ich interessant. Könnte stimmen. Und zwar nicht nur für den Schreibstil. Wer Fett loswerden will, soll sich auf die Steigerung seiner Fitness konzentrieren. Oder wie die Boxer sagen: Man soll nicht den K.O. suchen, sondern seine Arbeit machen, der K.O. kommt dann von selbst.
(So man überhaupt in der Lage ist, den Gegner K.O. zu schlagen. Claro, oder.)

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