Angeben und Tragen

Was mich interessiert ist, wann – nach einigen Tagen Grant-Absenz (bedeutet auch Wien verlassen zu haben), mich der Zorn wieder anspringt. Wann und wo und wie.
Nach fast einer Woche auf Tour, mit und bei Freunden, bei Bier und Symphathie (Antipathie auch), mit Büchern und Musik, mit Lesen und gelesen werden, fern jedes jähen Zorns, erwischte er mich doch, als ich nach zwölf Stunden Fahrt, am Südtirolerplatz aus der U-Bahn stieg: Der Zuggriff des Rollkoffers ließ sich nicht mehr ausfahren. Aber gar nicht mehr. So überhaupt nicht mehr.

Und so kam es, wie es kommen musste: Ich schleppte trug schulterte den 25 Kilo schweren Koffer nach Hause. Fluchend und verfluchend.

Aber es half nichts. Ich bin ein Träger. Von Berufs wegen. Wenn ich nichts herumtrage, habe ich Urlaub, bin frei. Und froh. Als Kind wollte ich Fallensteller werden, Trapper, durch die Wälder streifen, den Flüssen entlang. Unbeladen. Mit Gewehr und Messer. Ich wollte und will nichts besitzen. Es lebt ein Eremit in mir, der Erlösung sucht. Nichts mehr herumtragen müssen. Dabei kann ich es so gut.

Am Sonntagmorgen, oben auf der «Kalten Buche», beim Abbau und zusammenräumen der «Provinzlesung» packte ich 4 volle Kisten Bier auf einmal. Ich wollte angeben vor den Kollegen. Denn es sieht gut aus, wenn einer in jeder Hand zwei volle Bierkisten trägt. Leicht, mühelos und elegant solls schon sein.

William Cody Maher rief in den Morgen hinaus: «Du musst bei meinem Bruder arbeiten. Der hat eine Umzugsfirma in San Francisco. Der sucht Leute wie dich. Kriegst sofort eine Greencard!»
Da kam er ein bisschen zu spät, der Cody.

Ja. Sowas kann ich gut. Angeben und Tragen.
Beides mag ich nicht.
Was soll man da nur machen?

2 Antworten auf „Angeben und Tragen“

  1. Also mich hat der Grant gepackt, als ich gestern die liebe Minsiterin Karl in der ZIB 2 gehoert habe. Zur Vergewaltigung eines 14-jaehirgen in der U-Haft. Da wollte mein Fuss in den Roehrennachfolger treten.
    Oder nach meinem sonntaeglichen Treffen mit den Bullen…
    Oder…

  2. … müssen Trapper nicht dauernd Fallen mit sich rumschleppen und die erlegten Viecher ausweiden und Fleisch und Felle zu irgendeinem malerischen Handelsposten transportieren? Mir scheint es fast, auch in diesem Job lauern die Tücken.
    Einigen ist halt eine tragende Rolle im Leben zugedacht.
    Alles Liebe Karin

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