Vater. Heute.

Heute in der Früh kam es zum Disput mit meiner 10-jährigen Tochter. Sie mochte nicht glauben, dass ich mit 6 Stunden Schlaf auskomme, derweil ihr, dem Kind, mindestens 9-10 Stunden aufgebrummt wurden. Weil sie sonst «grantig» und müde und unaustehlich sei. Sagt der Papa.
Das passte ihr nicht. Sie meinte, dass auch ich eindeutig zu wenig schlafe, da ich, zumal am Wochenende, sehr grantig sei, und in der Küche «das Essen anfluche». Ein Kotzbrocken. Auch außerhalb der Küche.

Ich versuchte ihr zu erklären, dass nicht zu wenig Schlaf meine (angebliche) Laune mache. Ohne Erfolg. Grant=zu wenig Schlaf! Basta.

Die Sache eskalierte dann ein bisschen. Es kam zu Tränen, Beschwichtigungen, Aussprache, Einlenken, Versöhnung. Fernsehen.

In einem Punkt hatte sie ja recht. Das Wochenende in der Klein-Mittel-und Großfamilie war, ist, und bleibt eine spezielle Hölle, von Anbeginn der Welt bis zu ihrem Zerbröseln. Da half, und hilft nichts. Das wusste auch Thomas Bernhard.
Und es stimmte: Ich «fluche in der Küche das Essen an». Kein Bock auf Familie. Fürwahr. Die Enge. Die Untätigkeit. Das Warten und das Mampfen. Kein Ort, nirgends. Und arbeiten war irgendwie auch nicht drin. Also, Grant.

Es ist eine erstaunliche Erfahrung Vater zu sein. Heutzutage. Er steht immer zur Disposition. Nix ist fix. Die Autorität muss er sich täglich neu erarbeiten. Sehr flache Hierarchien, könnte man sagen, und sein Wort ist nicht sakrosankt, sondern eine Empfehlung. Mein Vater hatte es da einfacher. Irgendwie. Und irgendwie auch nicht.

Es ist okay, dass es so ist. Keiner soll sich mit falscher Autorität aus der Diskussion stehlen können. Das ist Anarchismus: Die Herrschenden zu zwingen, sich für ihre Macht zu rechtfertigen.

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