Rache

Gestern sah ich einen gut gemachten Action-Film. Er hieß «96 hours» und zeigte den fast 60-jährigen Liam Neeson in Aktion, der im Zuge einer Tochterbefreiung einen albanischen Mädchenhändlerring massakrierte und ausrottete. Und wie in Trarantinos «Inglourios basterds», wo gute GI’s grausame Nazis grausam umbringen, setzt auch «96 Hours» auf das Thema Rache. Rache ist süß, heißt es, und unter uns kultivierten Zeitgenossen gilt das italienische Wort: «Rache ist eine Speise, die der Mann von Geschmack, kalt genießt.»

Ich bin auch für die kalte Variante, und ich habe sie schon das eine und andere Mal selbst zubereitet und aufgetischt. Aber die heiße Version ist auch nicht zu verachten, zumindest nicht im Film. Und bei Nazis und albanischen Mädchenhändlern darf man als Drehbuchautor richtig hinlangen, braucht aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Selbst foltern liegt drin. Macht Spaß, wenn der grausame Drecksack grausam zugerichtet wird, das tut richtig gut, da, auf der Couch, und man stopft sich noch ein Kissen ins Kreuz und schenkt sich einen Jack nach.

Das Opfer rächt sich am Täter. Es gibt kaum einen höheren Amplitudenausschlag der Identifikation.
Man kann dieses Prinzip auch ins Politische übersetzen: Ein Merkmal der Rechtsrechten ist ihre Stilisierung und Punzierung zum Opfer. Und dieser selbstverliehene Opferstatus ermächtigt unsere Proponenten zu jedweder Niedertracht. Sie befinden sich sozusagen im Zustand permanenter Notwehr. Anders gesagt: Ihre Töchter sind in den Klauen albanischer Mädchenhändler. Immer. So sieht es aus. Auf den ersten Blick.
Wenn man dann etwas genauer hinsieht, erkennt man gerade wieder mal hierzulande, dass es ihnen hauptsächlich um eines geht, nämlich um dasselbe wie den albanischen Mädchenhändlern: Geld.

Ich finde Rachel viel besser.

7 Antworten auf „Rache“

  1. also von mir aus kann sich jeder mensch so viel raechen, wie er oder sie will, nur moechte ich von dieser rache nicht belaestigt werden…

  2. rache ist verschwendung von lebensenergie. wer findet denn allen ernstes die blutrache toll, wo ueber generationen hinweg eine familie sich an der anderen raecht. das ist terror, irgendwie archaisch und doof, so wie bei der mafia sich ein clan am andern raecht, und dies ewig so weitergeht. kann das jemand verteidigen? vielleich ist der mythos der rache nur die romantische idee eines heroischen daseins, wo man sein leben ganz der vergeltung unterordnet. rache scheint mir immer ein bisschen sinnlos und laecherlich, so «kill bill»-maessig holywoodhaft, cineastisch ganz ergiebig, aber im wirklichen leben nicht wirklich erfreulich zu sein…

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