Schreiben wir lieber ein Stück darüber…

Man könnte sich fragen, ob es nicht ein klitzekleines Bisschen ignorant ist, die bornierte Rede des Schweizer Bundespräsidenten, als «nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird», zu bezeichnen. Könnte man doch. Finde ich.
Eine Rede, die die Fakten zur Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg ganz bewusst außen vor lässt, um bei der eigenen beschränkten Klientel zu punkten und so dummdreist daher kommt, als hätte es keinen Frisch, keinen Dürrenmatt, keinen Meienberg (und auch andere) gegeben, die diesen «Der-Preis-für-einen-Angriff-der-Deutschen-war-zu-hoch»-Sermon gestoppt haben. Dass der Mauerer Ueli mit pathetischer Ignoranz auch noch die Nachkommen der Opfer desavouviert, ist im Preis inbegriffen.

Ich finde, man könnte sich das fragen.

Und ob die noble Zurückhaltung der Wortmächtigen – mit der man ja eigentlich permanent  konfrontiert wird, außer wenn es darum geht, einem deutschen Finanzminister anzutragen, dass er aus dem «Maul stinke»-, nicht gelegentlich, für ein kleines Statement, eine Pause machen könnte?
Aber natürlich ist man schwer damit beschäftigt, das nächste Stück über geldgierige und schuldige Banker in die Laps zu hämmern (großer Applaus !!!) oder das Exposée für den gefühlten dreihundertzwanzigsten Roman über den dementen Vater feinzuschleifen (für die Vergabstellen für Fördergeldern), ja, da bleibt halt wenig Zeit.
Schade, eigentlich.
Aber ich verstehe das. Für die stornierte Zurückhaltung gibt es halt keinen Markt. Mach ma lieber ein Stück darüber…

2 Antworten auf „Schreiben wir lieber ein Stück darüber…“

  1. kleiner nachtrag:
    uebrigens muss man manchmal ein wenig aufpassen, wem man ans bein pinkelt. wenn der stefan keller tatsaechlich jener ist, der das buch ueber grueningers fall geschrieben hat, so darf er sich von mir aus an verachtung fuer maurers rede einiges erlauben. grueniger war jener polizist in st. guellen, der wahrend des 2. weltkriegs circa 3600 juden die flucht in die schweiz ermoeglicht hat. stefan keller hat 1993 im rotpunkt verlag ein buch ueber ihn veroeffentlicht und die rehabilitation, ja, oeffentliche anerkennung des mutigen fluchthelfers erreicht. ich habe immer grosse achtung vor dieser journalistischen leistung gehabt, denn grueniger starb arm und vergessen, und niemand hat ihm in der schweiz fuer seine menschlichkeit gedankt…

  2. es gibt menschen, die sind so jenseits von dem, was ich denke und empfinde, dass ich gar nicht mehr wahrnehme, was sie sagen, obwohl sie die macht haben. aber irgendwie eruebrigt sich eine diskussion. es gibt keine wirklichen feinde mehr. furgler und meienberg waren wie ein ewig zerstrittenes ehepaar, wunderbar kontrovers, aber ehrlich. fuer mich sind maurer und consorten wie langweilige marsmenschen, und ich bin es wohl ebenso fuer sie. da gibt es keine gemeinsame ebene. ich habe immer gerne und heftig interveniert. doch irgendwann habe ich gemerkt, dass diese interventionen viel zu viel ehre fuer jene darstellen, die ich kritisieren moechte. es gibt ein art von stolz, wo man sich nicht mehr unter sein niveau und jenseits bestimmter historisch verbuergter tatsachen begeben mag. fuer mich ist maurers primitive und von klischees befrachtete rede nur noch reine provokation, auf die ich nicht mehr antworten mag und will, weil er ganz genau weiss, dass er luegt. dass aber unser bundespraesident luegt, kann einen, sofern man an eine demokratie glauben moechte, ein wenig traurig stimmen…

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