Ratlos mit Filmkunst

«Amour» von Haneke hat wieder einen Kübel voll Preise gewonnen. Recht so. Es sieht zur Zeit so aus, als gäb’s nur diesen einen Film der preiswürdige Klasse aufweist. Da stimmt etwas nicht. Ich nehme an, dass es Haneke langsam peinlich ist. Mir wär’s peinlich.

Filme kriegen Preise an Festivals, und in ihren Entstehungsländern gehen gefühlte 80 Leute ins Kino. «Die Fälscher» von Rusowitzki brauchte erst einen Oscar, damit sich etwa 100’000 Austrianer ins Kino bewegten. Als er zuvor, noch ohne Oscar-Auszeichnung, angelaufen war, interessierte sich keine Sau dafür.

Sowas nennt man wohl Diskrepanz.

Ich frage mich, ob man das beklagen soll oder nicht?
Neulich las ich ein Interview von einem bekannten Filmemacher, der seit Jahr und Tag das gleiche sagt: «Die Frage ist, will sich ein Staat, eine Filmkultur leisten oder nicht?» Das sagt er jedes Mal. Dann sagt er auch noch: «Ich weiß nicht, von was ich in drei Jahren leben werde.» Was soll man darauf antworten?
Mein ganzes Leben hab ich nicht gewusst, von was ich in drei Jahren leben werde. Manchmal weiß ich nicht, von was ich in drei Tagen leben soll.

Stellt sich hier nicht die Frage, warum gerade Filmer wissen müssen, von was sie in drei Jahren leben sollen? Die meisten anderen tun es ja auch nicht. Außer Hartzer und Pensionisten.

Wie gesagt, ich weiß es nicht. Aber manchmal denke ich, ob es nicht gerade diese «Rentenfragen» sind, die dann die Filme so betulich geraten lassen?  So dass man sich den Eintritt an der Kinokasse spart, und sich dafür zwei Bier ersteht. Das ist unter Umständen wesentlich mehr Überraschung und Abenteuer.

Dass ich jetzt nicht ins Kino tigere, um mir einen prämierten Film über den Tort und das Martyrium einer Roma-Familie anzusehen, mag man mir als Kaltschnäuzigkeit ankreiden, aber es gibt leider Filme und Bücher die kennt man bereits, wenn man den Titel erfasst hat.
Dann gibt es noch die Filme und Bücher, die einem durch Rezensenten und Preisjurys im Vorhinein verleidet werden, die einen durch mediale Redundanz, das Leben vergällen. Siehe «Amour».

Ich bin etwas ratlos.

In Österreich hat gerade ein Pulk von Künstlern eine Protest-Note unterfertigt, mit der sie sich gegen eine im niederösterreichischen Wahlkampf geäußerte Polemik zur Wehr setzten. Sie setzten sich für den Chef von Österreich, den Landeshauptmann auf Lebenszeit, den Pröll Erwin, ein, und nahmen ihn gegen die Behauptung in Schutz, dass er Künstler mit Subi-Entzug abstrafe, wenn sie nicht «brav» wären.

Ist das nicht köstlich?
Ulrich Seidl war auch dabei.

3 Antworten auf „Ratlos mit Filmkunst“

  1. Man kann auch würdig entlohnt werden und trotzdem Kartoffeln essen und billiges Bier trinken! Das ist kein Argument. Es ist schön für einen Künstler, wenn er in Ruhe arbeiten kann, aber warum sollte er weniger leiden als andere? Gerade kämpfe ich gegen die herkömmliche Meinung an, wenn man Kultur schaffen will, braucht man Unterstützung.
    Kunst ist keine Geschmacksfrage! Der Steuerzahler jedoch will für sein Geld etwas, das ihm gefällt und von dem er denkt, dass es ihm in irgend einer Weise dienlich ist. Ein Politiker wird seinen Wählern mitnichten erzählen, er unterstütze Kunst auch dann, wenn diese impliziert, dass der Wähler ein Idiot ist, denn Künstler haben einen Bildungsauftrag, welcher wiederum impliziert, dass der Künstler weiß, was er tut und der «einfache» Bürger nicht. «Brave» Kunst gibt es nicht. Wenn ich einen Scheißhaufen in die Landschaft stellen will – aus welchen Gründen auch immer – muss mir das auch keiner bezahlen.
    Aber Geld stinkt nicht, es verdirbt nur den Charakter!

  2. die tragik der kunst ist, dass du irgendwann nicht mehr nur kartoffeln essen und auch nicht immer das billigste bier trinken magst. du hast etwas geleistet. rundum aber siehst du jene, welche reich entloehnt werden, wenn sie etwas getan haben. nur du gehst irgendwie leer aus. das ist ein dummes gefuehl…

  3. Diese ganze subventionierte Kunstscheiße – egal ob Film, Literatur oder Bühne steht sich meistens doch nur selbst im Weg… mein Gott, ess ich halt Kartoffeln und trink billigeres Bier, um mein Ding durchzuziehen.

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