Traurigkeit ist gut

Niemand kann das Wort «traurig» so schön hinschreiben wie der großartige Maxim Biller. Keiner kann mit diesem Wort die vielen Formen seines Zustandes evozieren wie er, aber keiner hatte es so wunderbar drauf, die Romane und Stories mit dieser beinahe jazzigen Traurigkeit zu tränken wie Hemingway, und niemand weckt ihn mir diese mitleidlose Verlorenheit wie der ewige Nick Drake, und kaum etwas empfinde ich so tröstlich wie die vitale, starke Traurigkeit eines guten Countrysongs. Und wer wusste mehr über Melancholie, als Jörg Fauser?

Wo ist sie hin? Die Traurigkeit in den Büchern. Die Melancholie und die Verlorenheit?
Mit ihr verschwand auch der Humor und die Klugheit.

In der neuen Literatur – von schönen, blutjungen Frauen rausgepowert – wird unterm Dirndl wieder gejodelt, und wenn da einer «brunzt» und «Fut» sagt, dann ist das nicht Werner Kofler, der das räudige Idiom seiner verblödeten und rohen Heimat verzweifelt benutzte, sondern dann ist es Pop. Und lustig. Und geil. Wie die Literaturverweser mit ihren Viagraständern bei den Interviews.

Traurigkeit zählte einst zu den 8 Todsünden. Sie wurde im 7. Jahrhundert durch Trägheit und/oder Überdruss, ersetzt.

Das waren noch Zeiten, wa?