Der Sport, das Herz, die Gerechtigkeit

Gestern nacht im Ernst Happelstadion, bei Österreich- Kasachstan, stand ich zum ersten Mal in meinem Leben neben einem Menschen der beim Abspielen der Nationalhymne die rechte Hand auf seine linke Brustseite legte.

Fürwahr, ich bin ein vaterlandsloser Geselle, und so sehr ich auch in mich hineinhorche, ich kann dieses Hand-aufs-Herz-Gefühl nirgends aufspüren, da bleibt alles kalt.

Meine Tochter (9) regte sich darüber auf, dass die Österreich-Fans die Spieler der Kasachen ausbuhten, als diese auf den Platz liefen. «Das ist unfair», sagte sie. Ist es nicht, aber unsportlich und schäbig. Diese Kinder. Kommen wir mit einem absoluten Gerechtigskeitsempfinden auf die Welt? Und verlieren es nach und nach. Wie unseren Mut?

Nun denn. Österreich zimmerte vier Kisten und alle waren happy. Bis auf die Kasachen, natürlich.

Interessant war für einen wie mich, der schon lange nicht mehr auf dem Platz war, wie live der ganze Lack runtergeht, als wärs ein Film, der nur die Totale und keine Großaufnahmen kennt.

Fußball wirkt live langsamer, Eishockey schneller. Da braucht man all seine Konzentration, um dem verdammten Puck zu folgen. Und Eishockey ist für die Ohren unglaublich spektakulär. Der Hammerschlag der Scheibe die an die Bande kracht, das kripselnde Aufreißen des Eises bei schnellen Stopps, die Rufe, das Keuchen und der rasselnde Atem. Da ist die akustische Action auf dem Eis, beim Fußball im Publikum.

Das nächste Mal gehe ich wieder zum Boxen. Da gibt’s keine Nationalhymnen. Das machen, aus unerfindlichen Gründen, nur die Deutschen, diese tamische Fahnenschwenkerei im Ring. Was soll das?

Ich hab da so meine Theorie …