Schweizer Oldies

Der Zug passiert die Grenze und der Asiate neben mir zückt den Apparat und schießt los. Ein verschwommenes, graues Feld erscheint auf dem Display des Fotoapparillos, und die Ansagerstimme vermeldet: «Willkommen in der Schweiz. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt.»
In diesem Moment rieche ich die fette Schweinescheiße. Geruch nach Schweinescheiße im 1. Klasse-Abteil, und der Asier ballert und ballert und knipst immer wieder die frisch gejauchten Felder; der einsetzende Regen schraffiert die Fenster, und dann kommt auch schon St. Margrethen.
Bin ich jetzt zu Hause? Ist dies mein Land?

Die Oldies weiter vorne, texten in ihre Handys, der ganze verdammte Zug ist voller Oldies. Und Fahrräder mit Hilfsmotoren, das ganz neue Ding.

Während in Österreich und Deutschland die Alten in ihren Börsen die Cents zusammenkratzen, damit sie sich von ihrer Mindestrente auch mal einen Apfel leisten können, stehen die Schweizer Oldies in den Supermärkten herum, quatschend und gackernd verstellen sie uns anderen gutgelaunt die Wege. Alle mit rund 5 Tausendern im Monat, jucheh!, schlückeln sie im Zug Sekt, nehmen den Apéro, wohlversorgt wie dumme Babys, gehätschelt von Politikern und ebenso gefürchtet, und bestens ausgestattet mit billigen Generalabonnments für die Bahn, gurken sie durch ein Land, das sie nicht mehr verstehen wollen, nicht die Mühen der Jungen, nicht deren Angst.

Ich finde, es ist schon sehr strange. Vielleicht sogar mehr als das. Dieser Reichtum hat etwas infantiles, unwirkliches. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass man sich immer den neuesten Rucksack für 450 Franken kaufen kann (und muss), nur um eine superleichte Thermosflasche aus der neuesten Aluminiumlegierung für 172,80 zu transportieren. An den Floßen Trekkingschuhe für 378.- , in den Pfoten Walkingsticks aus dem gleichen Material wie der Thermoskrug, zu 256,75. Das Stück.

Irgendwie abstoßend.