Block Nr. 496

Das neue Wort der Stunde heißt «Die Märkte». Die Märkte sagen, die Märkte reagieren, die Märkte wollen, die Märkte zittern, die Märkte. Die Märkte hat Ähnlichkeiten mit: «Die Ärzte». Wenn ich nach meiner Gesundheit gefragt werde (was zum Glück sehr selten geschieht), könnte ich antworten: «Bestens. Bis auf den Hochdruck. Aber gegen den hat mir mein Arzt Medikamente verschrieben.» Das ist allerdings die Antwort eines durch und durch bedeutungslosen, ja, schon beinahe nichtigen Menschen, denn ein wirklich angesehener, bedeutender und sozial hochstehender Mensch, wie Heidi Klum oder Karlheinz Grasser, würde sagen: «Die Ärzte haben leider einen kleinen Hochdruck festgestellt.»

Ich finde es nicht uninteressant, dass in einer globalisierten Welt, wo ein armer ägyptischer Fellache der mühsam Mungobohnensamen zieht und verkauft, eine europaweite, millionenteure EHEC-Hysterie auslösen kann, und dass es in dieser Welt, nicht mehr «den Markt» gibt, sondern nur noch «Die Märkte».

«Die Märkte». Scheue, rehähnliche, hypernervöse Tierchen, die rastlos im Unterholz herumforcheln und bei jedem Geräusch so zusammenschrecken, dass sie minutenlange Zitteranfälle bekommen und sofort große Mengen des Waldes vertilgen müssen, um den Tremor wieder unter Kontrolle zu bringen. Ja, so sind sie eben, «Die Märkte». Oder weniger vornehm ausgedrückt: Eine Ansammlung geldgeiler und ratloser Arschlöcher denen der Reis geht.

(Jetzt habe ich es geschafft: Endlich ein Friedrich Schiller-Stil.)