Die Stille vor dem Schuss

Ich sitze in meiner Kammer, aus dem Sony-Kasten kommt «Blood on the tracks»von Dylan und ich schreibe an einem Roman mit dem Titel «Goldene Tage». Die Nachrichten sind ziemlich übel, die Lage höchst gefährlich, morgen schon kann es mit der Wirtschaft vorbei sein, «it’s all over now, baby blue», Hamsterkäufe, leere Supermärkte, und die Leute gehen auf die Straße, ratlos erst, dann, langsam wütend werdend, und die Nachrichten überschlagen sich, krachende Börsen, nach unten rasselnde Aktienmärkte. Und niemand weiß was, und niemand kann was dagegen tun.

Ich spüre seit langem diese Anspannung. Im Auge des Sturms. Und natürlich habe ich Schiss. Aber es wird nicht genug sein, einfach nur Angst zu haben.

Von meinem Fenster sehe ich die Jungs auf dem Baugerüst, die seit Wochen die Fassade renovieren. Sie sind ziemlich gut. Werden sie, wenn alles gekracht hat, einfach auch weitermachen, wie ich mit meinem Roman? Wer braucht dann noch eine renovierte Fassade, wer einen Roman?

Ich erinnere mich an die ferne Zeit, als wir darauf hofften, dass der ganze Laden endlich in die Luft fliegen möge. Wir konnten’s kaum erwarten. Jetzt, viele Jahre später, finde ich diese Vorstellung nicht mehr so gut.

Nun, ich schätze, es wird am Besten sein cool zu bleiben, seinen Verstand zu benützen, und sich auf richtig harte Zeiten einzustellen.