Henks Mail

Henk hat sich wieder mal gemeldet. Per E-Mail. Hier ist sie. Ungekürzt, unzensiert und unrasiert.

Niedermann

da du mir letztes Mal anstatt des vollen, mir zustehenden Honorars für meine Gesellschaftskolumne, nur eine Anzahlung und deinen Roman «Die Katzen von Kapsali» in die Hand gedrückt hast, beschloss ich, dass du mir in Hinkunft einfach Arsch vorbeimarschieren sollst. Ein Arschdefilée.

Ich habe dann aber, die Götter mögen mir verzeihen, doch das blaue Büchelein zu lesen begonnen. Aber nur, weil mir so langweilig war, dass ich in meiner sozialen Hängematte liegend, angefangen habe, die Haare auf meinen dreckigen Zehen zu zählen. Nun gut, ich gebe zu: «Die Katzen…» sind wenigstens kein Gesülze, haben Tempo und man ist schnell mit ihnen durch und kann sich wieder Wichtigem widmen, wie dem Zählen der Zehenhaare.

Das blöde Buch hat mich, und das sage ich jetzt nur unter Folter, verführt. Ich habe dir geglaubt. Dein Griechenland-Trip, irgendwie. Wie soll ich’s sagen? Ich habe meine ersparten Transferleistungen zusammen gekratzt (Ich sauf weniger und billiger) und hab mich à la Niedermann auf die Socken gemacht. Alles genau wie im Buch. Mit dem Zug nach Brindisi. Dann mit der Fähre nach Patras. Das war’s. Etwas beschisseneres habe ich noch nie erlebt.

Patras. Die Hölle. Oder besser: Die Vorhölle. Keine Hippies mit verknoteten Bärten in den Kafenions, dafür überall Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Sudan, Somalia und was weiß ich woher. Die armen Arschlöcher. Sie schlafen in Lastwagenwracks, in Kartonschachteln, unter Autos, was weiß ich, essen verfaultes Gemüse und ranziges Obst, dass sie aus dem Mist von Restaurants klauben, und müssen aufpassen, dass die Eingeborenen ihnen nicht die Fressen einschlagen. Die haben so einen Scheißhass, ein Hammer. Und die Jungs tun nichts anderes, als auf Lastwagen aufspringen und hoffen, dass sie es irgendwie schaffen – von den Chauffeurs und den Bullen unbemerkt – nach Deutschland, Frankreich, Resteuropa zu kommen. Ich habe mich noch nie so beschissen gefühlt. Pah! Patras! Pah Griechenland! Ich würde gerne wissen, was diese Jungs, denen selbst das Trinkwasser fehlt, zu deinem Buch sagen würden?

Und der Rest war auch Scheiße. Du solltest den Göttern auf den Knien danken, dass du diese Zeit damals erleben durftest. Man kriegt das große Heulen, wenn man das heute sieht.

Im übrigen finde ich, dass du einfach zu negativ bist. Dein Blog ist nur noch ein Scheißgewinsel. Streng dich mal ein bisschen an. Und denk an die armen Arschlöcher von Patras, wenn du wieder was zum granteln hast.

Und komm mit dem Rest der Gage rüber. Sonst komm ich rüber…

Henk

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