Eine griechische Gottheit: Herbert Fritsch

Vor dreißig Jahren stand ich in einer Basler Theaterbuchhandlung und fragte nach Büchern von Konrad Bayer. Dann geschah ein Wunder.

Ich hatte gerade eine etwas härtere, und lustige Zeit. Ohne feste Bleibe, knopfstier, trieb ich mich in den Straßen der Stadt und auf Bibliotheken herum. Oder in Buchhandlungen. Da gab’s manchmal einen Kaffee. «Die Bücher von Bayer sind alle vergriffen», sagte die freundliche Buchhändlerin, die im Nebenamt die Mutter des schönsten Punkergirls der Stadt war. «Aber», fuhr sie fort, «der Herbert Fritsch ist gerade im Laden und er macht am Stadttheater was über Konrad Bayer.»

Dann trat Herbert Fritsch aus den Buchregalen. Einer griechischen Gottheit gleich. Und er tat, was Götter tun, wenn sie Sterblichen wohlgesonnen waren: Er veränderte mein Leben.

Er lud mich erst, als er von meiner Misere erfuhr, zum Essen ein, dann lieh er mir Geld, und auf seinen Tipp hin, heuerte ich als Techniker beim Theater an. Kurz darauf verschwand er aus der Stadt. Ich habe ihn nie wieder getroffen.

In letzter Zeit hört man oft seinen Namen. Er hat «Erfolg» als Theatermacher. Zwei seiner Stücke waren am Berliner Theatertreffen. Die «Zeit» (Peter Kümmel) widmet ihm diese Woche, fast eine ganze Seite.

Es ist eine wahre Freude. Er ist noch genauso verrückt, großzügig, radikal, gut gelaunt, unkorrumpiert wie damals. Sein Durchblick hat sich über all die Jahre nicht eingetrübt.

Ich weiß, was das heißt. Über all die Jahre. He made my day. Heute, wie damals.

Salut, Herbert.