Schmach und Schande

Das Land Salzburg, vertreten durch die Frau Landeshauptmann Burgstaller (SPÖ), hatte Jean Ziegler als Redner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele geladen. Und nun wieder ausgeladen. Er soll einen Literaturpreis von Gaddafi angenommen haben. Ziegler bezeichnet dies als Lüge und Gaddafi als «Psychopathen», vor dem die Welt geschützt gehört.

Nun, es wäre nicht uninteressant zu erfahren, wie viele der noblen Festspiel-Gäste schon um eine Audienz bei dem irren Camper aus Libyen angesucht, und deswegen beim Herrn Haider selig antichambriert haben, um vielleicht ein paar nette Waffen oder so, an den Schnurrbärtigen zu bringen. Aber hier will das niemand wissen. Und eigentlich hat bis vor drei Wochen auch noch niemand etwas von Herrn Gaddafi gehört. Vermutlich.

Es war äußerst fürsorglich von Frau Burgstaller Ziegler wieder auszuladen. Sie möchte ihn – wie sie betonte -, doch nur schützen. Das ist die SPÖ! Wie wir sie kennen und lieben. Sie schützt uns vor uns selber. Und ihre Gewerkschaften und Innungen schützen uns vor Gewerbefreiheit und billigen Handwerkern die ihren Job verstehen.

Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek und ihre Kollegen Scharang und Turrini schrieben einen Protestbrief an die Ausladerin: «Wir empfehlen den Salzburger Festspielen, sich diesmal selbst auszuladen und den Festspielsommer mit der Schmach und der Schande zu verbringen, mit der sie sich überhäuft haben.»

Mir persönlich gefällt die Stelle wo: «…Schmach und Schande…» vorkommt. Angemessene Worte, biblischer Tonfall, Pathos. Schmach und Schande. Das ist irgendwie rührend. Als würde man einem herzigen Murmeltier zurufen, es soll sich nach dem Kacken den Arsch auswischen.

Schmach und Schande!

Um dies zu empfinden, müsste man doch Ehre und Scham haben?

Oder ist dies schon wieder ein Irrtum?