Wenn die Sonne scheint… Teil ll.

Nach dem schönen Filmregen in Los Angeles konnte ich es nicht gut sein lassen, und knipste mich in den Literaturclub im Schweizer Fernsehen ein. Frau Radisch managt das Ding am Stehpult, und versucht ein bisschen Reich-Ranickische Leidenschaft aufflammen zu lassen, denn Hänsel und Gretel der Literaturkritik alias Traudl Bünger und Stefan Zweifel, sind nicht Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler, was weiter nicht schlimm wäre, aber vielleicht sollte da doch die eine oder andere Bloody Mary gereicht werden, denn schon fiel der Satz: «Das muss ich nicht mehr lesen. Wie Bukowski, den ich las als ich noch klein war.» Das kam von Hänsel. Ich versuchte mir das bildlich vorzustellen. Das unerbittliche Knabengesicht Zweifels noch kleiner, aber es war zugegebenermaßen schwer, und als es mir fast gelungen wäre, hob ein Schauspieler mit schmuckem Doppelnamen zu lesen an. Essig, dachte ich nur, und lauschte einer Textpassage aus einem vergessenen Simenon Roman, die etwas langfädig rüberkam, da der Mime mit dem sehr langen und äußerst interessanten Doppelnamen genau so las, wie Gelegenheitsbelletristen sich eine gelungene Textentäußerung vorstellen: Belegte Stimme und wahnsinnig viele bedeutsame Pausen, in denen man Gelegenheit findet, das Gehörte wieder zu vergessen.

Nun, ich hörte dann allen noch eine Weile zu, und dachte: Das ist also die Literatur. Tja. Zum Glück hab ich damit nichts zu schaffen, aber war schön, wieder mal reingeschaut zu haben.

Morgen soll wieder die Sonne scheinen, sagte die sagenhaft gutausehende Wetterfee in ihren fabelhaft gefährlichen Stillettos. Vielleicht sollte die mal den Literaturclub machen?