Die Vergnügungen meiner Familie

Neulich gings um Tautologien. Das ist der Stoff, aus dem in unserer Familie die Gesprächsthemen gewoben sind. Wir sitzen dann da, alle vereint, und sprechen über die Etymologie und Definitionen der Worte. Andere Vergnügungen können wir uns nicht leisten. Und wenn wir lachen wollen, schalten wir österreichische Kultursendungen ein. Pure Satire. Die armen Profisatiriker, sagen wir dann alle im Chor.

Also. Das Fremdwörterlexikon zur Hand. «Tautologie: Überflüssige Doppelung eines Begriffs.»

Boshaft und beckmesserisch wie wir in unserer Familie so sind (alle), lachen wir hämisch über diese Definition. Sie ist nämlich auch eine Tautologie. In unseren Augen. So kleinlich sind wir.

Zum Beispiel versteht in unserer Familie niemand, warum Sportreporter immer wieder sagen: «Der Knoten ist geplatzt!»

Ein Knoten platzt nicht. Ein Blinddarm, ja. Ein Kondom, meinetwegen. Aber ein Knoten geht auf, bitte sehr.

Und dann noch die Buchbesprechung im Ösi-TV: «Ein ungeahntes Rätsel…»

Aber da liegen wir schon alle auf dem gewienerten Parkett, und halten uns die Bäuche vor Lachen, und Mutti ist froh, dass wir für unsere TV-Gebühren so reichlich was zum Wiehern bekommen.

Einfach Klasse!

Eine Antwort auf „Die Vergnügungen meiner Familie“

  1. Als ich noch zur Schule ging und lernte, mein Schandmaul zu wetzen (was ein trefflicher Ausdruck!), kam mir die Lust, Worte und Idiome zu hinterfragen nicht immer zupass. Ich verstehe heute noch nicht, warum man sagt ‹in dir steckt ja noch was›. Als meine Sportlehrerin einen Abschuss beim Völkerball mit jenem Satz würdigte, antwortete ich ihr ‹ja, leider, es steckt›, denn ich war eine schlechte Sportschülerin. Vor kurzem brauchte ich mein Reifeprüfungszeugnis und musste wieder mal zur Kenntnis nehmen, dass ich in Deutsch mit einer 4 abschnittetete. Erinnerungen kamen hoch – meine Aufsätze waren mit Rot gespickt: Das darf sich ein Kafka erlauben, aber keine Völk, Sinnfehler, Sinnfehler, falscher Ausdruck, achte auf die Wortwahl! Sie mochte es nicht, wenn ich hinterfragte und damit spielte. Wenn ich schmelzende Butter in der Sonne zeitgleich setzte mit Bier oben rein und unten wieder raus. Wenn alle Kritiker recht hätten, machte man alles falsch.
    So, jetzt hab ich mir aber einen abgebrochen hier, wo das beckmesserische Volk schon lauert auf den nächsten Schnitzer!

Schreibe einen Kommentar zu Gudrun V. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert