Positives Schreiben l.

Also: Ich steh wieder mal an der Kassa im Supermarkt. Der Einkauf liegt auf dem Förderband. Aber die Lady vor mir hat ein Problem. Ein Kartenproblem. Die «Vorteilscard» hat irgendeinen Artikel für 75 Cents nicht rabattiert. Das heißt Storno, das heißt Schlüssel, das heißt Diskussion, das heißt warten. Wegen 10 Cents. Aber ich bin cool. Ich bin positiv. Ich steh das einfach durch. Lächelnd. Auch wenn die Kassiererin über dem Problem derart in Stress gerät, dass sie den Tunnelblick kriegt. Als würde die Frau Ben Alis ihre 1,5 Tonnen Gold abholen wollen. Aber ich, ich bin cool. Ein Typ, der um 16 Uhr in einem Supermarkt stehen kann, dessen Zeit bemisst sich eh im Sozialtarif, resp. Hartz Vl, oder?

Es dauert. Ich? Cool. Es dauert noch länger. Ich? Positiv.

Hinter mir in der Schlange – die gefühlt schon einmal um den Block reicht-, eine Lady. Etwa in meinem Alter, nur nicht so jung. Sie ist sauer. Sehr sauer. Plötzlich lässt sie ihren Einkaufskorb fallen und quetscht sich an mir vorbei. Sie hat ihren Blick gesenkt. So kann sie mein freundliches Lächeln nicht sehen.

Es ist einfach erhebend, wenn die Nummer mal von jemand anderem durchgezogen wird. Einfach nur schön. Nicht nur ich, bin manchmal nicht besonders positiv.

Ich werfe einen Blick in den zurückgelassenen Korb. Er ist voller Tiefkühlprodukte. Ich verrate es niemandem.

Ich bin eben doch ein böses Kerlchen.