Ausschaffen!

In der Schweiz wird übernächstes Wochenende das «Stimmvolk» zur Urne gerufen, um über die «Ausschaffungsinitiative» sein Votum abzugeben. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass schwer Kriminelle zur Strafe auch noch «zwingend» des Landes verwiesen werden. Also der Richter hat in diesem Fall, bei der Strafbeimessung, keinen Gestaltungsrahmen mehr. Gut. So was bringt nicht viel, da ausländische Straftäter immer schon ausgeschafft werden konnten, aber es macht Stimmung und Laune. Gegen Ausländer. Das scheint auch der Zweck zu sein, den die SVP im Visier hat, und natürlich süße Rache an der wachsweichen Linken, denen sie vorwirft zu lasch zu sein. Im Westen nichts Neues, wie der Welsche meint.

Aber seit der «Minarettinitiative» geht der Linken – wie der Wiener sagt -, «der Reis». Weil man damals die Wut und den Zorn und das «Aufhussungspotential» eines großen Teils der Bevölkerung einfach nicht gecheckt hat. Die «Guten» wurden sozusagen, kalt erwischt. Natürlich spielte mit eine Rolle, dass der irre Camper aus Libyen sich gerade ein paar Schweizer Geiseln hielt, und sich bei der UNO für die Abschaffung der Schweiz stark machte. Nun, so was kommt nicht gut. Nicht mal bei Auslandsschweizern.

Nun hat man reagiert. Micha Lewinksy und Guy Krneta haben zu diesem Behufe ein Filmchen gedreht. Man wollte – wie ich in «Kulturzeit» erfuhr, nach der «Rechten» Brauch, auch einmal auf das Gemüt des Stimmvolkes einwirken, und nicht nur den «Intellekt» ansprechen. Und was kommt immer gut, wenn es ans Gemüt gehen soll? Richtig. Kinder. Und Tiere. Tiere eigentlich noch mehr als Kinder (jedenfalls in Wien). Aber das wäre in diesem Fall vielleicht etwas dick aufgetragen gewesen. Brasilianische Kampfdackel in Zwinger gesperrt, und später, in enge Käfige gezwängt in eiskalte Flugzeuglagerräume verfrachtet? Also nahm man Vorlieb mit Kindern. Ich möchte hier nicht schildern müssen, wie sehr man das Thema mit dem Streifchen verfehlt hat, und wie einfältig und durchsichtig und gutmenschig das Ding daher kommt, nein, das möchte ich nicht. Jeder halbwegs Unentschiedene, wird nach Sichtung des Teils, wissen was er zu tun hat. Er stimmt dafür. Aus Wut darüber, dass man ihn für so dämlich hält. Zu dumm eine Tür auszuhängen.

Interessant fand ich auch noch die Argumentation der Macher: Man wolle sich später einmal nicht vorwerfen müssen, nichts gemacht zu haben.

So frei von Egoismus, so uneigennützig sind sie, unsere Fighter für das Gute. Und Arbeitsplätze wurden auch noch geschaffen. In der Filmbranche

Wie Arthur Köstler, der exkommunizierte Kommunist feststellte, gleichen Faschismus und Kommunismus tiefen Brunnen. Während der eine von oben durch Regen gespeist wird, füllt sich der andere von unten, durch das Grundwasser auf.

Wer dieses Rätsel löst, hat zumindest mal nachgedacht.

Hier ist zu Haus, Mama

Gestern saß ich mit meinem Kollegen Christoph Bauer, dem Autor vieler Bücher, und auch des einen, das im Frühling 2011 bei Songdog erscheinen wird, im Anzengruber. Hubert Winkels schaute vorbei, und die ganze dichtende Prominenz die dieser Tage Wien belagert, war auch da. Oder auch nicht. Jedenfalls tranken wir ne Menge Bier, er, der Christoph, kleine, und ich, der Niedermann, große; er Budweiser, ich Grießkirchner, und da saßen wir, tranken und redeten. Und wie wir so redeten und tranken, wurde mir wieder einmal klar, was Heimat ist: Heimat ist, wenn ich sagen kann, dass «Verlorene» von Cormac McCarthy mit Célines «Reise ans Ende der Nacht» vergleichbar ist, und auch dessen Güte hat, wenn nicht noch die größere. Und wenn ich darüber schwadroniere und schwärme und Textstellen expliziere und erkläre, warum diese so großartig sind, dass einem die Tränen kommen könnten, und man beinahe wieder mit den Menschen ausgesöhnt ist, weil es welche gibt, die sowas können, so was wie der Anfang von «Verlorene», und wenn dann derjenige, der da zuhört, einfach weiß, von was ich rede, ohne ein Wort der Erklärung, ohne eine einzige Frage zu stellen, der vielleicht manchmal einfach zustimmend nickt, und manchmal einen Glanz in die Augen kriegt, ja dann, dann ist es wieder so weit: Dann bin ich zu Hause.

Rot-Grün

In Wien wurde eben die Rot-Grüne-Regierung von der Leine gelassen! Ein wildes Tier. Eine Bestie, die alle anderen politischen Viecher in den Schatten stellt. Blutrünstiger noch als der Stalinismus. Gulags, munkelt man, werden für Autofahrer gebaut. Und jeder muss seinen Schlüssel abgeben und bekommt ihn erst wieder, wenn er bei Lenins Knebelbart schwört, dass er sich sofort einen 3-Liter(Treibstoffverbrauch auf 100km (für Mister schuck) -Wagen kauft.

Vor unserem Haus reißen sie die Straße auf, und verlegen Fernwärmerohre. Und schon vernehme ich in der Nachbarschaft, dass die Grünen uns jetzt zwangsanschließen werden, und «wir überhaupt nix mehr zu reden ham».

Ich find› s richtig gemütlich!

Writers in Prison Day 2010

Writers in Prison Day 2010
Freiheit für das verfolgte Wort

Montag, 15. 11. 2010, 19.00 Uhr

Akademisches Gymnasium (Festsaal), Beethovenplatz 1, 1010 Wien

Mit Lesungen von Texten verfolgter, gefangener, gefolterter und zum Tod verurteilter Autorinnen und Autoren.

Zum Thema sprechen:
Sidonia Binder, Sabine Gruber, Konstantin Kaiser, Barbara Neuwirth, Helmuth A. Niederle, Robert Schindel, Renate Welsh

Da bin ich heute Abend anzutreffen: Aus Interesse, der normalen Selbstsucht, dem ewigen Kampf gegen das Selbstbemitleiden, aus Solidarität, aus Neugier, und aus Überzeugung.

David Haye, die letzte Hoffnung der «Clinchcosy©»-Verächter

Der Schwergewichtschamp nach WBA, David Haye, machte seine Vorhersage wahr, und bescherte dem Europameister Audley Harrison einen Blitz-K.o. Erst in der dritten Runde zwar, aber es war die erste Schlagserie die den chancenlosen Herausforder das Segeltuch schmecken ließ, eine Kombination rasend schneller, wuchtiger Schläge, deren Wirkung schon Riese Valujew vorkostete, weiche Knie bekam und endlich von der Bildfläche verschwand; vermutlich in die Taiga, wo er schönen, wilden Tieren auflauert, sie erschießt und mit seinem großen Messer aufschlitzt um ihre rohe Leber zu essen. Was Harrison tun wird, ist nicht überliefert.

David Haye ist für uns Clinchcosy-Verächter die letzte Hoffnung. Aber wir wären nicht Klitschko-Verächter, wenn wir uns allzu große Hoffnungen machen würden. Die Brüder sind alt. Sie haben 3 der 4 Weltmeistergürtel. Sie sind reich. Sie sind berühmt. Und irrsinnig beliebt. Jede deutsche Mutti würde den Ukrainern ohne zu zögern ihren neugeborenen Säugling anvertrauen, und die ganze Fernsehprominenz betet in die Mikros, wie toll sie die Schwestern finden. Das finden wir verdächtig. Keine einzige Klitschko-kritische Stimme? Nicht eine?

Nun, wir werden sehen. Werden sich die Clinchcosys dem Haye stellen? Oder werden sie ihn mit demütigenden Gagenangeboten so lange außen vorlassen, bis die Biologie das Problem löst? Werden sie es riskieren, möglicherweise geschlagen und ohne Gürtel, ihre Karriere zu beenden? Werden sie Männer sein? Boxer? Oder doch nur unglaublich clevere Geschäftsleute, die es schon lange nicht mehr nötig haben in den Ring zu steigen um dort alten Schlachtrössern – die ihren Zenit überschritten haben, als Elvis noch schlank war – einen risikolosen Klammeraffenfight abzutrotzen? Will they?

Ich habe so meine Vermutung…

Wird schon schief gehen

Manchmal tu ich Dinge, lass mich auf Unternehmungen ein, von denen ich im Vorhinein weiß, dass sie schief gehen werden. Dann frage ich mich, warum ich das eigentlich tue. Nun, ich habe im Laufe der Jahre herausgefunden, dass es mir blunzen ist wenn die Sache abverreckt (wie der Wien-Schweizer so sagt, und damit beiden Idiomen Rechnung trägt). Und warum ist es mir blunzen? Bin ich etwa ein Narr? Dies möchte ich nicht ganz ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht eben groß.

Es gab eine Zeit, da ging ich ins Casino und spielte Roulette. Natürlich hatte ich nicht wirklich was zu setzen, nur so Kleinzeug, ein paar Scheinchen halt, und so dauerte es nicht lange bis ich rausfand, dass man mit kleinem Einsatz auch nur kleine Gewinne machen konnte. Darauf hin, fand ich noch heraus, dass es mir unter diesen Umständen einfach egal war, ob ich gewann oder verlor, denn es stand kaum was auf dem Spiel. Der kleine Gewinn änderte nichts an meiner Lage, und der Verlust ebenso wenig. Warum spielte ich? Nette Art des Zeitvertrieb›. Man zog sich ein Sakko an, band sich eine Krawatte um, und begab sich an einen Ort der Ruhe und Konzentration. Ich mochte die gedämpften Stimmen, die Spannung die in der Luft lag, die Drinks, die von coolen, diskreten Kellnern serviert wurden; die ganze lärmende Scheißwelt blieb ausgesperrt, und das kostete halt ein bisschen was. Wer ins Kloster geht, um ein Wochenende zu schweigen, der zahlt auch, oder?

Irgendwann verlor ich das Interesse und ging nicht mehr hin. Aber hin und wieder lass ich mich auf Unternehmungen ein, von denen ich ahne, dass sie irgendwie schief laufen werden. Das macht nichts, finde ich. Es gibt nur einen Punkt, der zu beachten ist: Man sollte seine Zeit nicht verschwenden. Ab einem gewissen Alter zumindest.

Ich arbeitete mal in der Crew eines weisen Mannes. Wir waren eine verdammt gute Crew. Wir verstanden uns blind. Da brauchte einer nur die Hand auszustrecken, und der andere legte ihm das richtige Werkzeug rein. So gut waren wir. Aber der weise Mann, schleppte immer jemanden an, der überhaupt nicht zu uns passte, irgendeine Nervensäge. Unser Protest ließ den weisen Mann kalt. Er war der Meinung, dass es nicht zu sehr flutschen und so unsern Übermut kitzeln sollte. Es könnte sein, dass er damit recht hatte…

Kleiner Ärger, große Freude

Heute nagt der Grant an mir, wie es so schön heißt. Warum? Ich weiß es nicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der aufblasende Föhn damit zu tun, dieser verbrecherische Fallwind, der hier in Wien über den Wechsel hereinbricht, ein Novum gewissermaßen, denn vor 20 Jahren gab’s noch keinen Föhn in Wien nicht.

Die Temperaturen werden auf fast zwanzig Grad steigen, und die Wolken treiben schwer, dunkel und blöd über meinen Hinterhof, und ich empfinde nichts als Ärger. Nicht, dass ich keinen Grund dazu hätte. Jeder hat fast immer Grund, sich über irgendwas zu ärgern, aber da ich wieder mal den Prediger Salomo lese, halte ich mich ein wenig zurück: «Sei nicht schnell, dich zu ärgern; denn Ärger ruht im Herzen des Toren.»

Wie wahr! Aber manchmal gibt es Ärger, den nicht mal die harte Arbeit im Geisteszentrum tilgen kann. Das ist dann der richtige. Und als erfahrrener Trinker weiß ich, dass man mit dem Stoff im Ärgerfall, vorsichtig sein sollte. Das erinnert mich daran, dass ich schon lange nicht mehr auf nüchternen Magen getrunken habe. Und dies gehört doch zu den wahren Freuden des Lebens. Der Prediger Salomo ließ nichts darüber verlauten, aber das mag daran liegen, dass es damals noch kein Gin Tonic gab…

Die Kinder sind froh

Seit Neuestem arbeite ich als Koch. Von Gratis-Blogs und dem Lob für das neueste Buch, kann man nicht leben. Nicht mal ich. Es müsste auch jemanden geben, der das gelobte Buch käuflich erwerben möchte. Nun, jetzt bin ich eben Koch. Ich koche gesundes, gutes, vitaminreiches Mittagessen für Schulkinder. Ich entwerfe einen wöchentlichen Speiseplan und ziehe ihn durch. Es gibt jeden Tag eine Suppe als Vorspeise. Die Kinder mögen Suppen. Sie verschaffen mir auch die Möglichkeit, ihnen ein paar Vitamine aus frischem Gemüse unterzujubeln. Wenn ich ihnen ein feines Krautstiel-Gemüse baue, lassen sie es stehen. Wenn ich es in die Suppe püriere und ein paar frische Croutons drüberstreue, verlangen sie eine zweite Portion.

Heute gibt es z.B. eine Gemüsesuppe mit Krautstielen, Fenchel und Pastinaken, Serviettenknödel mit Gemüselaibchen und Nachspeise. Obst und Rohkost.

Die Kinder stammen aus Familien, in denen noch gekocht wird, und in deren Wohnungen es noch Küchen gibt. In England werden bereits Wohnungen ohne Küchen gebaut. Irgendwo neben dem Fernseher steht eine Mikrowelle. Jamie Oliver, und Wissenschaftler, haben rausgefunden, dass sich das Aggressionspotential in Schulen mit gutem, vitaminreichen Essen drastisch senken, und im Gegenzug die Aufmerksamkeitsspannen – die jenen von Stubenfliegen ähnelte, auf die eines durchschnittlichen Teenagers, steigern ließ.

Ich selber habe die Ernährung umgestellt. Keneas kreas, parakalo! Wie ich als Griechenland-Reisender oft sagte: Kein Fleisch, bitte! Und nur Obst bis zu Mittag. Das kommt richtig gut. Die ganze Schwere hat sich aus meinen Knochen verflüchtigt, ich fühle mich nur noch wie ein normales Schwergewicht.

Jetzt muss ich rüber in die Küche, und die Serviettenknödel zimmern. Sie sind eine Premiere für die Kids. Für mich nicht. Sie werden gut werden. Ich glaube, die Kinder sind froh, dass meine Bücher nur gelobt, und nicht gekauft werden…

2 Statements

Gestern sah ich Peter Handke und Lady Gaga im TV. Nicht gleichzeitig, claro. Zuerst die Lady, und dann einige Stunden später, Handke. Es war höchst erbaulich. Sowohl der Schriftsteller, als auch Miss Gaga. Beide sagte überaus kluge Sachen. Handke sagte z. B.: «Ich will nicht bewundert werden oder bewundern. Ich will begeistern und begeistert sein.» Das fand ich gut, das ist einleuchtend, das ist klug.

Lady Gaga sagte hingegen: «Ich bin Nichts. Alle glauben, ich bin ein Star, aber ich bin Nichts.» Mann, auch wenn’s nur Pose wär, es wär immer noch besser, als was Bono oder Campino in der ganzen Spanne ihrer überkandidelten Leben, abgesondert haben. Gaga sah aus, wie eins dieser italienischen Mädchen die hier durch die Gegend irren, und mich nach dem Schloss Belvedere fragen. Blonde lange Haare, große braune Augen, ein Dutzendgesicht, eins, das man sofort wieder vergisst.

Das war ein guter Fernsehabend. Gleich 2 tolle Statements. Ich freute mich. Dann sah ich mir noch ein bisschen die Verleihung der «Nestroy-Preise» an, die Wiener Auszeichnungen für Theaterleute. Da waren dann die Statements nicht mehr so herausragend. Aber zwei an einem Tag, Mann, ich war zufrieden wie der Weihnachtsmann nach seiner letzten Tour…

Die Katzen von Kapsali

«Wir haben alle etwas zu verkaufen», wie Sibylle Berg einmal treffend bemerkte. Auch ich. Und zwar meinen neuen Roman «Die Katzen von Kapsali».

ISBN 978-3-9502890-2-2 / 110 Seiten, broschiert / € 14.- / CHF 25.-

Versandkostenlos zu beziehen bei: verlag@songdog.at oder im Buchhandel.

Stimmen zum Buch:

«Hab deine Katzen von Kapsali in einem Ritt durchgelesen. Hut ab. Ganz
starkes Buch. Und eins der wenigen, die man mehrmals lesen kann und will.»

Florian Günther, Berlin.

«Die Katzen von Kapsali sind wunderbar.» Peter Linimayr, Thailand

«…ein schönes, kleines großes Zeitgemälde…» Peter Engstler, Ostheim, Rhön

«Endlich wieder ein Roadmovie von Andreas Niedermann! Hart und zärtlich, schlicht und lebensklug, spannend, witzig und bedingungslos ehrlich. Einen wie Andreas Niedermann gibt es meines Wissens heute nicht nochmal in der deutschsprachigen Literatur – er ist der Bruce Springsteen des Kurzromans.“
Alex Capus, Olten

«Da ist Dir wirklich was Großes gelungen. Chapeau! Eine Miniatur, die es in sich hat. Tolles understatement, cool erzählt. I love it.» Klaus Bittermann, Berlin

» …die katzen von kapsali? erinnern mich an die besten zeiten der beat- und
pop-literatur… ich habe mich super amüsiert…»
Christoph Bauer, Schweiz