Ein echter Snob

Ich bin Fußgänger. Ich benütze Fahrzeuge nur in Ausnahmefällen. Wenn es mir die Zeit erlaubt, gehe ich. Überall hin. Ich denke, es ist die beste Art sich seine Gesundheit zu erhalten.

Wir leben in einer prothetischen Gesellschaft. Krücken. Überall. Wir gehen nicht mehr zu Fuß, fahren dafür ins Fitnesscenter und walken und talken und treten in die Pedale. Awright. Sollen wir doch.

Aber gestern stieg ich wieder mal in die U-Bahn, und fuhr zur Buch-Wien. Ging nicht anders. Es ist Monate her, seit ich das letzte Mal die U-Bahn genommen habe. Die Leute in den Zügen erschienen mir sehr merkwürdig. Richtig fremd. Solche Typen kannte ich als Fußgängern nicht. Missmutig, aggressiv-stumpfsinnig, fast alle fett, viele – beinahe die meisten- kauten auf irgendwas Stinkendem herum, hirnräudig – es fuhr mir direkt in die Magengrube; jede Figur wie ein Schlag mit dem Hammer. Ich hasste sie. Und sie hassten mich. Und jeder den anderen. Es war so, als genügte ein falsches Wort und alle würden hemmungslos aufeinandereindreschen, bis sich keiner mehr rührte. Aber vermutlich lag ich damit vollkommen falsch. Wie so oft.

Die Menschheit, zumindest in der Wiener U-Bahn im November, sieht zum Fürchten aus. Ich auch. Die Menschheit sieht besser aus, wenn sie sich bewegt. Außer bei einem Marathon, ab Kilometer 22. Da sieht die Menschheit aus wie ein endloser Siechenzug. Und man muss auch noch ihre nackten Beine und Arme sehen.

Vermutlich hat jeder der in der U-Bahn sitzt, auch noch ein Auto. Ich bin privilegiert. Ich habe nicht mal einen Führerschein. Ich leiste es mir, zu Fuß zu gehen. Ich bin eben ein echter Snob.

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