Satori

Gestern überholte mich auf der Argentinierstraße ein etwa 10-jähriger Junge, er hüpfte an mir vorbei, vielmehr, er tat es in großen, raumgreifenden, lockeren Sprüngen, wie man sie eigentlich nur noch aus alten Filmen kennt (Die meisten Kinder können nicht mehr rückwärts gehen oder auf einem Bein stehen, geschweige denn in großen raumgreifenden Sprüngen eine abfallende Strasse runterlaufen.). Ich sah ihm zu und freute mich. Es war richtig klasse, wie er die steile Argentinier bewältigte, die Schräge nutzte um Tempo zu machen und es dann einfach laufen ließ.

Ich glaube, er hatte Satori.

Wie ich damals, als ich vom Piz Tomül (2945m) nach Thurahus (ca. 1600m) runterflog und keine 20 Minuten dafür brauchte. Es war das beste Gefühl der Welt. Ich ließ mich in ein steiles Geröllfeld hineinfallen. Ich ließ es einfach laufen. Riesensätze. Ich flog. Und alles machte mit einem Mal Sinn. Ich gehörte zur Welt. Alles war gut. Meine Füße konnten die anvisierten Steine gar nicht verfehlen. Ich war wie ein auf einem Geröllfeld tanzender Gott.

Ich kannte das Gefühl bereits. Als Handballtorwart. Unbezwingbar.

Die Zen-Buddhisten suchen ein Leben lang danach. Und wer es auch nur ein einzigesMal erfahren hat, weiß auch warum.

Ich hoffe, der Junge hatte es.