Klerikale Sprachbilder

Demokratie ist eine feine Sache: Jeder darf soviel dummes Zeug reden, wie er will. Auch ich. Eine feine Sache ist auch, dass die meisten Online-Zeitungen dem Leser ermöglichen, seinen geistigen Seim abzustreifen (auch mir). Man nennt es «posten». In der CH bedeutet «posten» oder «poschte» soviel wie «einkaufen, kaufen». Das Schöne an der Demokratie ist auch, dass die Sprache von jedem mühelos beherrscht wird. Denn: Es is eh wurscht, versteht doch jeder, was ich sagen will.

Heute zum Beispiel hat es ein Kommentator im «Standard» gewagt, die Papstreise nach GB nicht als den Erfolg darzustellen, als den die Kleris sie gerne sehen würden. Er verwies auf die sprichwörtliche Höflichkeit der Briten, die es ihnen verbietet, sich lauthals zu beschweren. Nun denn.

Ein Poster im «Standard» schrieb daraufhin: «Was auch immer der Papst sagt oder nicht sagt, die Antiklerikalen werden immer ihr Scherflein finden, das sie gegen ihn richten…»

Tja, ein Scherflein finden, und es dann noch gegen jemand richten? Das ist ein starkes Stück. Da könnte man sich richtig weh tun. Zumindest in der Birne. Hier, eins für die Kleriker unter uns: Ein Scherf, das war mal eine Münze. Und der Spruch: «Sein Scherflein beitragen» wird Luther zugeschrieben. Darum die Schwierigkeiten?

Aber das ist eben das Tolle an unserer gemütlichen, kleinen Demokratie: Es weiß jeder irgendwie, was gemeint ist. Oder?

Wer andern eine Grube gräbt, findet den ersten Wurm. So ist das eben.