Bees

Etwas, das man in der Schweiz selten bis nie, aber in Wien häufig antrifft, ist, dass Kunden im Supermarkt von anderen Kunden vorgelassen werden. Falls diese nur wenig Einkauf haben. (In den CH-Supermärkten gibt es Expresskassen. Bis zu 7 Artikeln.)

Ein schöner Brauch, möchte man doch meinen. Das berühmte «goldene Wienerherz».Die Fleischwerdung von Dylans Songzeile: If you see a neighbour carrying, help him with his load, jawohl, das Herz geht einem auf, man denkt gerne daran zurück, wie man auf sein Recht zugunsten eines Eiligeren verzichtete. Vor allem bei Alten, Schwangeren und Müttern mit Kleinkindern. Oder Keifenden, Stinkenden, Lärmenden und Betrunkenen.

Aber ich bleibe der alte Fiesling der ich bin: Ich gewähre gerne das Vortrittsrecht, nehme es aber nie an, und lehne den Vortritt mit höflichen Worten ab. Ich weiß, ich bin ein Schwein und verwehre einem Mitmenschen ein gutes, warmes Mitmenschgefühl.

Nur einmal habe ich das «Vorgehen» verweigert. Eine Schmock-Lady mit zwei Dosen Hundefutter in der Armbeuge. Sie hatte es eilig. Ihr Köter kläffte vor der Tür. Aber ich war der Meinung, dass wir hier in Wien, wo Hunde über alles gehen, den infernalischen Kläffsong noch ein bisschen genießen dürfen sollten. Wir alle. Wir goldenen, gutherzigen Schlangenindianer.

Ich glaube, der akkurate Wienerausdruck dafür lautet : Bees.