Zurück bleiben

Als erstes, am vergangenen Sonntagmorgen, die Nachricht von Christof Schliengensiefs Tod. Der Zufall wollte es, dass ich gerade mit Freunden von ihm zusammen war, aber damit nicht genug: In letzter Zeit häufen sich schlechte Prognosen in meinem Bekannten-und Freundeskreis. Vor einem Monat starb ein Dichter, mit dem ich zwar nicht befreundet, aber doch bekannt war, er starb nicht unerwartet, wie es so schön heißt, sondern sein «Ablaufdatum» war durch seine langjährige Krankheit längst besiegelt und er sah seinem Ende auch ziemlich taff und offenen Auges entgegen. Dann las ich von einem anderen Dichter einen Nachruf, in welchem dieser beschreibt, wie der Sterbende ihn angerufen habe, um sich zu verabschieden. » «Ich möchte mich von dir verabschieden. Wir sehen uns nicht mehr. Als ich bei deiner Lesung war, hast du ja gesehen, dass es mir schlecht geht. Leberkrebs im Endstadium. Der Leichenschmaus wird im Wirtshaus Huber sein. Es wird Kalbsnierdln geben.»

Leider überlieferte der Nachrufschreiber nicht, was er darauf geantwortet hat. Was soll man da nur antworten? Was geht einem durch den Kopf?

Mach gut. Bis bald. Wir sehen uns in der Hölle. So schlimm wird’s doch nicht sein. Grüß mir Jimi Hendrix. Gib Gott eins die Fresse, wenn du ihn siehst. Ich freu mich schon auf die Kalbsnierndln. Ich esse keine Innereien…