Ich bin kein Kämpfer, ich bin ein Aufgeber.

Gestern meinte ein SVP-Politiker in der Television: «Aber der Nöldi Forrer ist eine Kämpfernatur!» Nun, der Nöldi Forrer ist ein «Schwinger», was eine schweizerische Abart des Ringens ist, und die «Kämpfernatur» Nöldi hat gerade Verletzungspech.

Finde ich gut und unterhaltsam, wenn mir gesagt wird, dass ein Kampfsportler eine Kämpfernatur hat, und nicht etwa nur Hausmänner, Kleinkinder, Talkgäste, Adabeis, Menschen die, falls sie gerade hingefallen sind, sich wieder erheben. Oder gar Musiker, denen eine Saite riss, Grippe-Rekonvaleszente und Schlagersternchen denen ein Fingernagel abgebrochen ist. Das musste wieder mal gesagt sein. Auch, dass der Papst in Wirklichkeit katholisch ist. Vergisst man allzu leicht.

Überhaupt: Die Welt ist voller Kämpfer. Kämpfernaturen wohin das Auge reicht. Sie tun mir irgendwie leid. Diese «Aufgeben-tut-man-nur-einen-Brief-Typen»: Ich kann mich nicht erinnern, dass es in meiner Jugend Kämpfernaturen gab. Außer Kämpfer, natürlich. Aber wenn alles Kämpfer sind, wer ist dann keiner? Nun gut, ich oute mich. Ich bin kein Kämpfer. Ich bin eher so ein Sliding-Typ. Kämpfen langweilt mich eher. Wozu sollte ich kämpfen? Ich gebe lieber auf. Aufgeben ist cool. Komplexer, gewissermaßen. Ich habe das Rauchen aufgegeben. Die Drogen (Meistens). Das Nie-Geld haben. Das Sandalentragen. Das jeden Tag einen Roman lesen. Das Kinderlos sein. Das Ohne-Führerschein-fahren. Das geriatrische Binge-drinking.

Ich versuche, es einfach laufen zu lassen.

«Du musst dich einfach weigern zu verlieren.» (Cus D’Amato)