Hitzeschwaden (6)

Es vergeht kaum ein Tag, in diesem schönsten aller Länder, an dem der an politischen, kulturellen und anderen Adabei-Events Interessierte nicht auf das fein eingsackelte Sprüchlein stößt, das uns erst richtig lebensfroh, und dem Hängekopf wieder Mut macht. Ob es nun von Westenthaler, dem Kurt Bergmann, dem Bundeskanzler, dem Opernchef oder unserem Hausmeister gehaucht wird, es is olles ans, wir sind es auch, denn: «Aufgeben tut man nur einen Brief.»

Jetzt hammas! Aufgeben tut man nur einen Brief! Ist das nicht schön und wahr? Lassen wir doch die tiefe Weisheit in uns einsickern, als wär’s ein Buch von Paolo Coelho! Aufgeben tut man nur einen Brief!

Jawoll, ihr Schattenparker! Aufgeben? Phh! Niemals. Nicht die schlechten Gewohnheiten, nicht die überkommenen Ansichten, die widerlegten Meinungen, das hohle Gewäsch, nichts da, hier wird nicht aufgegeben. Wer aufgibt, hat schon verloren. Und am Liebsten wird für Dinge gekämpft, die niemals gewonnen werden können. Ein ausländerfreies Wien. Das trotz 4 Liter Heurigen die Leber nicht schwillt, usw. Solche Kämpfe gereichen zur Ehre. Je aussichtsloser und dümmer, desto ruhmrediger. Aber gleicher Lohn für gleiche Arbeit, so was lohnt nicht. Ist ne knappe 1 auf der 100-zähligen Ehrskala.

Tja, es muss nur von der Pepi-Tant sein, das abgepackte Sprüchelein, dann ist es Volksweisheit, und dann stimmt’s, wöi des Volk hat imma recht.

Nun, ich hätt auch noch eine Volksweisheit: Brunzt der Wallach vorm Fiaker, wird die Straße nass und nicht der Acker.

2 Antworten auf „Hitzeschwaden (6)“

  1. Lieber Niedermann,

    Ich scheiß einen Riesenhaufen auf Paulo Coelho (jawohl, so schreibt man den Wichser), hab kein Problem mit Ausländern in Wien (nicht mal mit Eidgenossen, Heurigen oder irgendeinen anderen Wein trink ich nur, wenn Bier oder Bourbon nicht zur Verfügung stehen, eine Pepi-Tant hatte ich nie und trotzdem find ich den Spruch nicht schlecht.

    Denk ihn dir einfach auf Englisch:

    Never give up.

    Oder gar:

    Don’t try

    Sei nicht einseitig und überleg Dir nur mal, was du denken würdest, wenn es irgendeine «Wiener- Kalendersprücherl- Volksweisheit» gäbe, die propagiert:

    Probier’s erst gor ned.

    Rock on!

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