Schön, dass wir wir mal darüber geredet haben (ll)

Hin und wieder werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es mir, einem Wiener mit Migrationshintergrund, gut stehen würde, meine Klappe nicht so weit aufzureißen und mich nicht so platt, heftig, ironisch, sarkastisch, böse, verächtlich zu österreichischen Zuständen, Begebenheiten, Eigenheiten usw. zu äußern. Nun, das hat vielleicht etwas für sich. Ich sage vielleicht, weil ich mich in meinen ersten Büchern auch in dieser Art über die Schweiz geäußert habe, damals, als ich noch dort lebte. Es scheint in meiner Art zu liegen, dass ich mich ungefragt zu den Zuständen und Begebenheiten des Landes in dem ich lebe, äußere.

Wie andere Bewohner dieses Landes mit Migrationshintergrund lebe ich hier, schicke meine Kinder zur Schule, bin hier steuerpflichtig, habe kein Anrecht auf Subventionen, Transferleistungen, Penison. Und kein Recht zu wählen. Meine eigenen Bücher, und die von anderen Autoren in meinem Verlag publizierten, werden zu 90% im Ausland erworben. Da sollte ich doch zufrieden sein.

Interessant wäre es zu erfahren, zu welchem Zeitpunkt ich vom «UFURMIMIHI» (unbefugter Raunzer mit Migrationshintergrund) zum «NONESCHMU» (Normaler Nestbeschmutzer) aufsteigen könnte? Würde ein österreichischer Pass schon reichen? Oder müsste ich ihn erst eine bestimmte Zeit lang besitzen, meine Klappe halten, und dann um einen «NONESCHMU»-Ausweis mit staatlichem Gütesiegel ansuchen? Oder würde die österreichische Staatsbürgerschaft auch nicht reichen? Da ich kein Eingeborener bin? Ganz so, wie vielen Neoösterreicher aus Anatolien und dem Balkan bei den Bewohnern des Wiener Gemeindebaus auf Lebzeiten als Ausländer gelten? Einmal Ausländer, immer Ausländer?

Nun, die Staatsbürgerschaft hätte immerhin den Vorteil, dass ich eine Stimme hätte und wählen könnte. Das würde mir als Schweizer Katholen-Calvinist, viel bedeuten. Wir mögen’s einfach nicht so gern obrigkeitlich. Wir haben auch ein Problem damit, dass Scheiß-Dinge niemals geändert werden.

Manchmal beneidet der Schweizer-Katholen-Calvinist auch das verbriefte Recht der Österreicher, wann und wie ihnen beliebt, den Deutschen zu beschimpfen und zu verhöhnen. Da kann man richtig neidisch werden. Oder den Türken, den Schwarzen, das Asylantengesindel? So was hätten wir auch gern.

Im Übrigen ist zu sagen, dass es mir vollkommen blunzen ist, wenn sich die heimische Jugend ins Koma säuft, raucht und frisst. Nur zu. Sie haben ja überall hehre, gemütliche Vorbilder, die ihnen – selber schon längst kaputtverblödet – vorleben, wie man von Transferleistungen lebt und den Ausländern dafür die Schuld gibt. So was gibt ne gute Stimmung. Hätte ich etwas Geld übrig, ich würde es in Aktien von Neubau-Knästen stecken.

Aber samma halt gemütlich. Bieg’s Teil, Freunde.

2 Antworten auf „Schön, dass wir wir mal darüber geredet haben (ll)“

  1. Für mich bist du schon längst ein Wiener. Die sind nämlich die einzigen Leute, die in Wien leben und sich beklagen. Alle anderen Zugereisten (und ich habe beruflich mit ihnen zu tun, kenne also ziemlich viele) sagen mir immer, wie toll sie es hier finden und wie gern sie die Wiener haben.

    Also in diesem Sinne von mir ein aufrichtiges
    «Willkommen im Kreise der LIWIQUE’s(liebenswerte Wiener Querulanten») und wie imer ein

    «Rock on»!

  2. Doch, doch !
    Vielleicht laesst sich aber alles in Wohlgefallen aufloesen, wenn man bekennt: Hier gibt es gar keine Inlaender. Inlaender Rum !

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