Eins für die Autoren

Wieder zurück. Unermesslich reich geworden. Im Ausland. Aber ich bin immer irgendwie im Ausland, und darum auch immer am unermesslich reich werden. Und es ist ja wahr. Ich gewinne neue Freunde, finde Kollegen, Artverwandte, Genossen und nebenbei auch etwas Heimat. Und Heimat ist dort, wo man sich nicht zu erklären braucht.

Ich bin also reich zurückgekehrt. Ich lege Guy Clark auf. Ich reiße die Post auf. Reiche Post, diesmal. In jeder Hinsicht. Ich bin eben ein Glückspilz. Da vero.
Ein pensionierter Pfarrer aus Wald(AR) schreibt mir. Ein 8-seitiger Brief. Handgeschrieben. Eine kritische Würdigung von «LOG», meinem letzten Buch. Mit erlesenen, ausgewählten Zitaten. Sowas freut den Autor. Auch wenn ich den Eindruck, dass der Briefschreiber einen Schriftsteller für eine Art einzelgängerischen Pfarrer hält, nicht ganz loswerde.
Aber vielleicht halten Schriftsteller Pfarrer für etwas zu gesellige Autoren mit verpflichtender Nächstenliebe.
Was die Zitate anlangt, so ist es interessant zu sehen, wie ihrem Inhalt immer Gewalt angetan wird wenn man sie aus dem Zusammenhang reißt. Manchmal brachial, manchmal minimal. Whatever. Es freut den eitlen Autoren (der Terminus enthält ja schon das schöne Wort «Tor»), dass man sich mit ihm beschäftigt. So sind wir eben.
Wie Autoren auch noch sind, darf ich beim Lesen der eingesandten Typoskripte erfahren.
Eines ist vielen gemein: Sie haben sich noch nie die Mühe gemacht und/oder die Kosten gescheut, ihre werte Autorennase in eines der Songdog-Produkte zu stecken. Und so erhalte ich Kirchenlyrik von Preis-Autorinnen, ausgezeichnet von den «Augsburger Friedenssamen». Um nur das neuste Beispiel zu nennen. Awright. Pfarrer schreiben mir. Kirchenlyrikerinnen möchten bei mir veröffentlichen. Warum? Vielleicht tue ich ihnen Unrecht? Ich sehe meine Verlagstitel durch: Love is HELL. Mail für HIOB. VERFLUCHT schön. HERZ.

Trotzdem. Es wäre besser, liebe Autoren und Autorinnen, vorher eines der Songdog Bücher zu lesen, bevor ihr mir euer Werk zukommen lässt. Okay. Aber die Post freut sich auf jeden Fall.
Hilfreich ist es auch, den geneigten Verleger vorher zu fragen, ob er noch lebt und noch kann. Was auch immer. Ob sein Geist noch aufnahmefähig ist. Am hilfreichsten ist es – im Falle einer Publikation – nicht wirklich zu erwarten, dass der Verleger nun Himmel und Hölle in Bewegung setzen wird, um die ausnahmslosen Ausnahmewerke in die Welt hinauszutragen, damit ihr Genius – verdientermaßen – im ewigen Sucherscheinwerferlicht erschüne.
Oder wie Guy Clark in seinem großen Song «Hemingways Whiskey» singt:

«You know it’s tough out there
A good muse is hard to find
Livin› one word to the next
One line at a time
There’s more to life than whiskey
There’s more to words than rhyme…»

Und Hemingway himself sagte auch noch: Der Verleger ist der natürliche Feind des Autors. Liebe Autoren, es stimmt. Ich weiß, wovon ich rede.