Morbus Austriacus

Seit heute wissen wir, woher all diese Erinnerungslücken österreichischer Nazis und /oder Politiker herrühren. Dieses: «Ich kann mich nicht erinnern. Keine Ahnung usw.»
Bisher wurde angenommen, dass diese Krankheit, genannt «Morbus Austriacus» ein österreichiches, psychopathologisches Phänomen sei. Aber nun wurde die Wissenschaft eines Besseren belehrt.
Das Vergessen von Gräueltaten, Mitläufertum, Opportunismus usw. ist nicht einem ominösen psychischen Phänomen geschuldet, sondern, und nun kommt es, dem Künstlertum.

Und wem hat die Wissenschaft diese Einsicht zu verdanken?
Keinem Geringerem als der Schmalzkringel Rainhard Fendrich. Dieser wurde nämlich gerade wegen Falschaussage (Kokainprozess) verurteilt.
Während er früher damit geprotzt hatte, dass er «einen Porsche durch die Nase gezogen habe», war bei der Vernehmung durch die Polizei von seinem Macho-Macho-mäßigen-proleten nichts mehr zu vernehmen. Dafür sang er wie ein Vögelchen und beschuldigte dabei einen Freund oder Bekannten, ihm zumindest eine «Radkappe» verkauft zu haben. Vor Gericht konnte er sich dann aber wieder nicht mehr erinnern. Und jetzt wissen wir auch warum:

«Während er im Vorfeld zugegeben hat, von dem Gastronomen insgesamt 20 Gramm Kokain unentgeltlich übernommen zu haben, erklärte er vor dem Kadi, er könne sich daran nicht erinnern, weil er Künstler sei und andere Sachen im Kopf habe. (DerStandard)

Das ist des Rätsels Lösung (ahnte ich persönlich schon immer). Man kann sagen: Nicht alle Künstler sind auch Delinquenten, aber jeder österreichische Delinquent ist zumindest ein Künstler.
Danke, Herr Fendrich.

Eine Antwort auf „Morbus Austriacus“

  1. Diese Art der Kommentierung kann man sich auch nur in Österreich erlauben. Denn da ist der Künstler noch etwas «Besonderes». Hier in Deutschland heißt es: Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt (oder BMW-Fahrer). In Österreich dagegen: Lassen Sie mich durch, ich bin Künstler.
    Das macht sie oft so unsympathisch, die Künstler. Ihnen haftet der Geruch der Ignoranz, der Leichen, über die sie steigen, der «geht mi nix aun»-Kommentare an. Ich hab mich schon oft gefragt, ob das Genie es rechtfertigt, Privilegien zu genießen, von denen ein einfallsloser Bürohengst – um nicht braver Bürger zu sagen – nur träumen kann. Es gibt da ein paar, denen würde ich sang-und klanglos alle Steuern erlassen, Krankenkassenbeiträge streichen, eine Stiftung gründen, jeglichen Bürokram ersparen, kurz, ich würde ihm erlauben, den Mord an seiner Mutter zu vergessen. Völlig neidlos. Der Fendrich gehört nicht dazu. Aber: Ich find den Spruch total cool!
    Jedem Volk seine Künstlersprache! Und sein Publikum, das ihn zu dem macht, was er ist.

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