Bonne chance, Dominique Meyer, et bon courage!

In Wien macht seit ewigen Zeiten das Bonmot die Runde, dass die Wahl des Staatsoperdirektors bei weitem bedeutender sei, als die des Bürgermeisters. No na, möchte man fast sagen. Man schätzt hier die Wirklichkeit nicht besonders, denn, wie wir wissen, wird der Österreicher gerne depressiv, wenn er es mit ihr zu tun bekommt.

Nun begab es sich aber, dass die Wahl des Opernintendanten, diesmal auf einen Herrn namens Dominique Meyer fiel. Wenn einer wie ich, der lange in Basel gelebt hat, diesen Namen hört, weiß er was Sache ist. Denn dieser Herr ist natürlich Elsässer. Vermutlich gibt es im Elsass gefühlte zwei Millionen Dominique Meyers; Menschen mit französischem Vornamen und deutschen Zunamen. Herr Meyer ist also Elsässer. Und als Elsässer ist er, claro, auch Alemanne. Wie, zum Beispiel, meine Wenigkeit.

Es ist nicht so, dass ich mich übermäßig für die Geschicke der Wiener Staatsoper interessiere, noch für diese Kunstrichtung im Allgemeinen, nein, aber ich bin interessiert am Geschick eines Alemannen an jenem Ort, der als letzter Hort der Metternichschen Intrigenkunst gilt, als deren Stätte der Vollendung. Meyers Vorgänger, Ian Holender, wurde einst gefragt, wie er denn in diesem Intrigantenstadl klar komme? Er antwortete frank und frei: «Indem ich selber intrigiere.» Clever.

Mit Dominique Mentha, einem Schweizer, scheiterte bereits ein Alemanne als Direktor der Volksoper. Nicht zuletzt auch der Intrigen wegen. Alemannen lernen das nicht. Sie saugen dieses Gift auch nicht mit der Muttermilch ein. Alemannen werden dazu erzogen, lösungsorientiert zu arbeiten, Probleme zu analysieren und sie dann zu killen. Alemannen mögen keine Intrigen. Sie wissen nicht, was sie in diesem Fall zu tun haben.

Aber Dominique Meyer scheint ein Herkules an Standhaftigkeit und Ruhe zu sein.
Im «Zeit»-Portrait von J. Riedl antwortete er auf die Frage, was ihn aus der Fassung bringen könne, mit: «…Wenn Leute unhöflich sind. Ein Fehler kann ich akzeptieren, nicht aber, wenn man lügt und versucht, Dinge zu hintertreiben. Weil dann kann man gemeinsam auch keine Lösung mehr finden. Verschlagenheit, das ist mir zuwider!»
Willkommen in Wien!, schrieb J. Riedl.

Ich freue mich auf Sie, Herr Meyer! Willkommen in der Intrigantenhölle. Es wird mir, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten, eine Freude sein, ihre Arbeit zu beobachten und auch zu kommentieren.

Bonne Chance, Monsieur Meyer, et bon courage!