The Miststück in me, mag Rennen auf Schi

Ich liebe Schifahren. Hab’s zum Anschauen gern. Ich sehe gerne zu, wie Rennfahrer den Berg runter brettern, und ich sehe gerne wie der Normalbürger stundenlang am Schilift ansteht, um dann auf der überfüllten Piste herumzurutschen. Schifahren verhilft einem philisterhaften Charakterzug in mir zum Ausdruck. Nicht, the beast in me, aber the Miststück in me.

Ich sehe mir fast jedes Schirennen an. Bei meinen Freunden in der Schweiz gelte ich als Dinosaurier. Monsieur Egger, der fabelhafte Songdog-Grafiker sagt: «Ah, du bist also dieser Zuschauer!» Kann schon sein. Es haftet meiner Liebe etwas altbackenes und auch anachronistisches an. Vor allem, da ich selber schon lange nicht mehr fahre.
Aber in meiner Kindheit und frühen Jugend, war ich selbst mal ein Rennfahrer. Es gab Wochen und Monate, in denen ich nichts anderes getan habe. Daran denke ich zurück. An den Schnee, die Kälte, die unglaubliche Luft, den Schweiß der von der Stirne und hinter den Ohren herunterlief, den sagenhaften Appetit und diese kindliche Unermüdlichkeit, dieses Glücksgefühl am Abend, das mit der Müdigkeit über einem heißen Teller Suppe aufstieg.

Rennen seh ich gerne, weil sie den Urzustand des Schifahrens noch darstellen können.
Der Mann (die Frau) alleine auf einer Piste auf dem Berg.
(Es ist schwer zu glauben, aber in den sechziger Jahren war das noch kein Massensport.)
Und Sportler wie Bode Miller haben auch dem vaterländischen Bretteln einen Hauch Coolness verschafft und es Burschen wie Hans -«Hab keine Ahnung wo das Doping her ist»-Knaus für einige Zeit entrissen. Und noch früher gab’s die «crazy Kanucks» oder Burschen wie Roland Colombin, die einfach – nach ein paar Flaschen Walliser Weißwein, dem inneren Drang folgten und sich den Berg hinunterstürzten. Sie mussten es einfach tun.

Reminiszenzen an meine Jugend. Heute sehe ich auch gerne die Österreicher verlieren. Ohne etwas gegen den einzelnen Sportler zu haben. Aber im ORF werden die Rennen nicht kommentiert, sondern da ist eine von Gebührengeldern finanzierte Fankurve zu Gange. Sowas stört den Sportler in mir, der von einem Kommentatoren eine gewisse Obektivität verlangt. Leidenschaft, natürlich. Aber Leidenschaft für den Sport und nicht für sein Land. Und darum sehe ich es gerne, wenn die Ösis unterliegen. Was sie ja gerade ausgiebig tun. Wobei meine Sympathie nicht unbedingt meinen Landsleuten gilt. Nicht in jedem Fall.
In manchen Fahrten von Bode Miller konnte man «Satori» erkennen. Ich nenne es so. Man konnte sehen, wie ein Mann an der Grenze zu Sein und Nichtsein den Berg reitet. Das verschafft mir ein gutes Gefühl.

Wie es dem Miststück in mir manchmal ein gutes Gefühl verschafft, wenn ich die Irren in ihren bonbonfarbenen Anzügen im Gewusel und Gedränge und dem ganz normalen Wahnsinn auf den Pisten herum minötschen sehe. Ich weiß dann, dass es richtig war. Richtig, damit aufzuhören. Wie mit dem Rauchen.