Notwehr-Hämorrhoiden

Seit gestern ist die Welt eine bessere. Die Nachrichten sind voll der frohen Kunde. In der Schweiz ein bisschen voller als anderswo, aber auch hier und in Germany, ist man frohen Herzens.
Roman Polanski ist frei!!!
Nicht frei eigentlich, aber gegen 4,5 Millionen CHF Kaution, in sein Chalet ins schöne Berner Oberland entlassen. Die schnöde Justiz hat sich erweichen lassen den schnöden Auslieferungsantrag der schnöden Amis auszusetzen, auf die Wartebank zu schieben.
Machen wir ein Fass auf, Freunde des alkoholiserten Jungmädchen-Sex!

Schon bei seiner Verhaftung in Zürich, warf sich die ganze Kulturerei in die Bresche und verlangte von der Justiz, sie möge doch nicht walten, wie sie zu walten habe, sondern…irgendwie anders tun, halt. Schliesslich ist Polanski ein Genie! Und die Sache (Vergewaltigung einer Minderjährigen) schon mehr als dreißig Jahre her, und selbst das Opfer verlange nur noch nach Ruhe und nicht nach Gerechtigkeit, und außerdem habe die Sache ein Gschmäckle, weil gerade die Auseinandersetzung Schweiz-USA in Sachen Bankgeheimnis stattfinde, und es sei eine Schande für das Land, und man könne doch nicht, und andere Länder hätten auch nicht, und so weiter und so fort, ein vielstimmiger Chor der Empörung erhob sich, und das hatte schon was, aber ich fragte ich mich auch, was, wenn ich zum Beispiel das Arschloch gewesen wäre, der die Kleine mit Dope und Boose gefügig gemacht hätte? («Alte Männer wollen jungen Mädchen ficken.» R.Polanski)
Oder ein anderes, unberühmtes Arschloch?
Gelten die Gesetze für berühmte Arschlöcher nicht so sehr, wie für unberühmte, normal verhämorrhoidete? War es das, was uns die Kulturnis mit ihren Aufrufen sagen wollten? Auch wenn’s z.B. die eigene Tochter gewesen wäre?
Und als kleine Zwischenfrage: Sollte man denn die Schweizer Beamten in ihrem Pflichtgefühl unterschätzen?

Jedenfalls zeigte uns gestern 3Sat den erleichterten Grass-Bücher-Verfilmer Volker Schlöndorf, der nicht müde wurde zu betonen, dass es «Zum Lachen wäre, wenn es nicht zum Weinen ist». Dabei lachte er bereits die ganze Zeit über, und befand, dass Herr Polanski doch auch minderjährige Kinder habe, und man doch bitte, bitte, an die denken solle, wenn man deren Vater wegsperre, da solle man doch gefälligst anfangen…
Gut gesagt, fürwahr, ein Modell, wie man auch in künftigen Verbrechensprozessen verfahren könnte, das war ausbaufähig. Freiheit für Kinderficker mit eigenen Kindern! Zum Beispiel.
Aber mit Menschen die Bücher von Günther Grass verfilmen, muss man ein wenig nachsichtig sein und sie nicht gleich überfordern.

Nun, die Sache ist für Roman Polanski noch nicht durch.
Ich möchte nicht, dass er sein Leben im Gefängnis beendet. Das wäre ein Jammer.
Aber, so sind die Gesetze in diesem Leben: Man muss sich den Konsequenzen seiner Taten stellen.
There’s no other way out!
Auch wenn man berühmtere Hämorrhoiden hat, als ich und andere Arschlöcher.
(Dabei hab ich nicht mal welche!)

Eine Antwort auf „Notwehr-Hämorrhoiden“

  1. …aber «Rosemary’s Baby» war ein guter Film.

    …und die Notwehr zieht sich wie ein roter Faden durch Deine Blogs; in diesem Fall versteh ich denZusammenhang nicht, aber Du hast natürlich recht: Auch Berühmtheiten sollten zur Verantwortung gezogen werden, ob sie jetzt Grasser, Fendrich, Groer oder Polanski heißen.
    Unsereins hätte schon 5x lebenslänglich.
    (Ich hab übrigens auch kein Hämorrhoiden, aber ich bin ja noch jung.)

    Rock on!

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