Immer ist Notwehr!

In Wien wurde wieder einmal ein Mann von der Polizei erschossen. In Notwehr.
Der Mann drohte nach einem telefonischen Streit mit der Freundin mit Suicid. Sie verständigte die Polizei, und wollte am Telefon auch einen Schuss gehört haben.
Die Beamten und die Freundin wurden in die Wohnung des «ruhig wirkenden» Mannes eingelassen. Während der eine Beamte vor der Türe den Amtsarzt verständigte, befand sich der andere zusammen mit der Frau und dem Mann in einem Raum. «Und plötzlich zog der Mann eine Pistole.» Es war, wie sich nachher herausstellte, eine Gaspistole. Aber das ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
Der Beamte zog ebenfalls und drückte zweimal ab.

Okay, dumm gelaufen. Notwehr? Vielleicht. Und wenn ja, aus Dummheit. Und wenn nicht schon wieder gemauert und gelogen wird, dann müsste doch dem Hinweis der Freundin, einen Schuss gehört zu haben, nachgegangen worden sein.
Oder muss man annehmen, dass es sich bei den Beamten, wieder einmal um die ortsüblichen Genies gehandelt hat? Männer, die «eh alles im Griff haben»? Die es deswegen nicht für nötig befinden, den Mann zu perlustrieren? Und wo hatte der die Waffe plötzlich her? Taschenspielertrick?
Und wenn er doch auf den Beamten anlegte, wieso hatte der noch Zeit seinen eigen Waffe zu ziehen?

Wir werden es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfahren. Das Lügen und Mauern ist längst zu einer Zwangsneurose der Exekutive geronnen. Wie ein Krimineller hält jener Beamte von Krems, der einen 14-Jährigen «in Notwehr» in den Rücken schoss und tötete, an seiner Version des Tathergangs fest, obschon alle Sachverständigen diese widerlegen. Er tut dies, weil er gelernt hat, dass man mit Lügen am Besten durchkommt.

Diese Exekutive hat ein massives Problem. Zugespitzt formuliert, befindet sie sich gegenüber dem Bürger in einem andauernden Zustand der Notwehr. Und dieser Bürger, der das Vorgehen der Polizei billigt, will nicht sehen, dass auch er eines Tages das Opfer einer «Notwehr-Aktion» sein kann.

Aber Hauptsache, die Schnitzel sind billig und der Gspritzte schmeckt!

10 Antworten auf „Immer ist Notwehr!“

  1. Das Fragezeichen beruhigt mich ja enorm. Solange ich mit Worten angeschossen werde, habe ich auch keine Angst. Vielleicht sollte ich mir aber lieber auch eine Waffe zulegen. Ich wüsste allerdings nicht, wohin damit – ich habe keine Schreibtischschublade. Und da das mein geringstes Problem ist, kann ich ja weiterhin mit «falschen» Meinungen nerven. Vorgehensweisen der Polizei sind nicht immer korrekt, aber das Tragen einer Waffe ist überall zu verurteilen! Wo lebt sie denn, kann man an dieser Stelle fragen. Wenn ein Bürgerkrieg ausbricht, werde ich meine Meinung vielleicht ändern. Bis dahin predige ich Frieden und bringe meinen Kindern bei, auch bei Rot über die Straße zu gehen, solange sie die Augen aufmachen. Wenn sie sich (von Bullen) erwischen lassen – selber schuld.
    Drücke ich mich denn wirklich so unverständlich aus?!

  2. ja. Aber Dummheit und Überheblichkeit sind nun mal (beinahe die einzigen) menschlichen Eigenschaften, und deshalb ist eine Waffe immer, immer, immer nur dazu da, jemanden zu killen!

  3. Ich werde die Bloggerei wohl aufgeben müssen, da es mir nicht mehr gelingt, mich verständlich auszudrücken.
    Aber noch mal: Hier hat möglicherweise Dummheit und/oder Überheblichkeit einen Menschen gekillt. Wäre es nicht die Pflicht der Bullen, die ja sonst jeden deutschen oder schwarzafrikanischen Radfahrer, der bei Rot über die Kreuzung fährt, bis auf die Unterhose auseinander nehmen, einen Mann, der mit Selbstmord droht und der nach Angaben der Freundin auch geschossen hat, zuerst mal auf Waffen zu untersuchen, bevor man sich auf einen Plausch auf dem Wohnzimmersofa niederlässt?
    Frage!

  4. Faustus ist ein Nomen und bedeutet: der Glückliche. Unwichtig. aber: Hemingway war nicht alt, und dass er sich erschossen hat, beweist ja, dass er krank war. Seit wann ist Selbstmord gesund?Abgesehen von körperlichem Unwohlsein litt er unter bipolarer Persönlichkeitsstörung, was zwar nicht bedeutet, dass er sich nicht zwischen sensibler und brutaler Seite entscheiden konnte, aber durchblicken lässt, dass das Töten ihm nicht fremd war. Wer weiß?

  5. Talking about Faust:

    Im «Prolog im Himmel» sagt der Herr:
    Es irrt der Mensch so lang strebt.

    Damit sei der «s- Fehler» in der Mitte meines letzten Kommentars entschuldigt (Ich sollte wahrscheinlich vorm abschicken auf Fehlersuche gehen!).

    Zu Hemingway:
    Hemingway hat sich erschossen, weil er alt und krank war; das war keine Konsequenz eines inneren Kampfes zwischen sensibler und brutaler Seite.

    Niedermann, wie wärs mit einem Blog zu der von Gudrun Sperzel- Völk angeschnittenen Ambivalenz.

    Ich werfe ein Mittagessen in die Jukebox, Schnitzel und Gspritzter vielleicht?

    Solltest du das nicht akzeptieren, zahl ich auch per Bank.

    Rock on!

  6. Bitte, nicht falsch verstehen, ich hab mir die Suppe mit flapsigen Worten eingebrockt, ich werd sie auch auslöffeln. Ist der Besitz einer Waffe nicht auch ein großer Versuch, sie einzusetzen, und ist der Verantwortung dafür überhaupt ein Mensch gewachsen? Liegt es nicht am Miasma des Einzelnen, egal ob er nun kriminell wird, oder zum Kriminalen neigt, dass er sich für Gewalt oder, zum Beispiel, Kuchenrezepte interessiert? Kann ein Mensch mit absoluter Sicherheit ausschließen, seine Waffen nicht gegen Menschen einzusetzen? Wenn jemand seine sensible Seite nicht mit der brutalen in Einklang bringt, muss er sich entscheiden: Hemingway hat sich letztendlich gegen sich selbst gewandt. Jemand, der über den tödlichen Stich eines Messers jammert, gleichzeitig aber scharfe Hirschfänger gut findet, hat, meiner Meinung nach, eine ambivalente Einstellung zur Waffe an und für sich. Boxen ja, aber niemandem weh tun? Ich habe Faust zitiert, weil er mich stark beeinflusst hat. Ich glaube, er war ein stinknormaler Mann, dem es scheißegal war, ob das Mädel sterben muss, Hauptsache, er hat sie noch mal ordentlich durchgefickt. So etwas ist abstoßend – und doch kann ich es nicht verurteilen. Auch das ist ambivalent. Aber Bullerei im Auge behalten ist schon richtig!!1 Genug gesudelt. Schnitzel sind super und G’spritzte sowieso.

  7. Ich verstehe ihn auch nicht.
    Faustus heißt übrigens «glücklich» und nicht «Glück».
    Ich muss aber auch nicht alles verstehen, vielleicht, lieber Niedermann, hab ich auch Verständnis-Probleme, weil mir früher bei unseren gemeinsamen Sparrings zu oft deine Faust auf meine Nase (auf lateinisch übrigens «Nasus» ) geknallt ist. Soll ja schlecht für die Gehirnzellen sein.
    Was ist Deine Entschuldigung, Niedermann?

    Zu Deinem Blog – Eintrag:

    Hat mich nicht überrascht, was Du geschrieben hast, allerdings muss ich Dir sagen, dass ich die Sache hier anders sehe, als die Geschichte in Krems.
    Die beiden Fälle lassen sich nicht wirklich in die selbe Kategorie pressen, auch wenn die Medien diesen Vergleich ziehen.

    Gaspistolen können wirklich täuschend echt aussehen, aber wem sag ich das.
    Aufgrund der Situation (Selbstmorddrohung) kann man durchaus annehmen, dass die Knarre scharf ist, und ebenfalls kann man davon ausgehen, dass der Gute noch jemanden mitnehmen will, wenn zur Hölle fährt. Wer weiß vielleicht ist’s ja fad dort, so allein.
    Irgendwie erinnert mich das Ganze an das Ende von «Falling Down» (Douglas und Duvall am Pier, Spritzpistole, klingelts?)
    Ich glaube nicht das der Typ dem Polizisten eins mit der Gaspistole verpassen wollte, ich glaube eher, der wollte mit Stil abtreten.
    Das kann sein Gegenüber nicht wissen.

    Bullen müssen nicht zwangsläufig Schweine sein; wie ich schon einmal gesagt hab: Nichts ist nur schwarz und weiß.
    In diesem Fall glaub ich die Notwehr-Version.

    Trotzdem find ichs gut, dass Du Kritik übst und Deine Meinung publizierst, Notwehr hin oder her.

    Übrigens: Die besten Schnitzel gibts bei der Mama und Gspritzte hab ich noch nie gemocht, aber Du stehst auf das erwähnte Getränk, oder?

    Rock on!

  8. Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!
    – ganz schön ambivalent, deine Einträge. Die Abscheu davor, wenn Waffen einfach so, zum Spaß, (ungerechtfertigt?) eingesetzt werden, jedoch die «Faust» immer bereit. Faustus heißt übrigens Glück auf lateinisch.

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