Notwehr-Demos unterm Halbmond

Die Schweiz hat wieder einmal bewiesen, dass Timing ihr Ding nicht ist.
Jetzt hat der Souverän des Alpenstaates doch glatt durchgesetzt, dass ein Minarett-Verbot in der Verfassung festgeschrieben wird. Die Empörung ist allerorten groß. In Schweizer Städten wird fremdgeschämt was das Zeug hält, und in den islamischen Ländern werden von den regierungen Notwehr-Demonstrationen verordnet.
Das muss man verstehen.
Denn just in dem Moment, wo der sanftmütige und grundgütige Revolutionär Ghaddafi seine Schweizer Gäste business-class-mäßig nach Hause entlässt, in allen muslimischen Ländern christliche und jüdische Gotteshäuser nicht nur gebaut, sondern auch erwünscht sind; der feinsinnige Kunstfreund aus dem Iran, Herr «ich will doch Israel nur vernichten»-Ahmadinejad sein Atomprogramm das Klo runterspült, die Todestrakts mit den politischen Oppositionellen öffnet, jetzt wo die Beschneidung der Frauen ab sofort eingestellt und die Burka in europäischen Städten abgelegt wird, ja, und sogar eine Bibel im Gepäck eines Touristen kein Grund mehr ist, in den Knast zu wandern, jawoll, genau zu diesem Zeitpunkt, wo islamische Konvertiten in Pakhistan und Afghanistan nicht mehr des Todes sind, justament jetzt kommt das unselige Bergland daher und stellt die alte Asymetrie wieder her. Nur halt verdreht.

Man weiß nicht, was die Eidgenossen da geritten hat.
Da wird die Außenministerin wieder zu Kreuze kriechen und antichambrieren müssen. (Aber darin hat sie ja Übung.) Die Industriellen werden schäumen und sich die Politiker vorknöpfen.

Und in den muslimischen Ländern wie Ägypten und Indonesien wird man wohl ein paar Notwehr-Demonstrationen abhalten müssen, um der Welt zu erklären, wie beleidigt man ist.
Beleidigt ist man ja immer, man erklärt es nur nicht so oft.
Vielleicht müssen ein paar Schweizer Fahnen brennen und ein paar Steine und so, auf die Botschaften fliegen, nur so zum Zeichen, um zu zeigen, dass man voll friedlich ist. Niedliche Notwehr-Demos, eben.