Wandern auf verbotenen Pfaden

Gestern war Wandern. Wie aufregend!, werden jetzt viele erregt ausrufen, und wahrlich, wahrlich, das war nicht nichts.
Schon lange wollte ich jenes «Speicher» besuchen, das in meinem Westfenster prangt und dessen Straßenbeleuchtung die Nächte erhellt, und das ich hin und wieder mit meinem Fernglas für 9,95 CHF beobachte, bass erstaunt, dass es solch gute Gläser gibt, und zwar um den Gegenwert eines Glas Rotweins in jeder beliebigen Kneipe.

Würde man die Tobel zu Speicher überbrücken, wäre man in 10 Minuten am Hauptbahnhof. Aber so einfach ist das nicht. Zuerst geht’s runter zu Moosbach und Goldach, und dann wieder rauf. Und das «wieder rauf», war denn auch der Grund, warum wir uns entschlossen bis «Zweibruggen» zu wandern und dann mit dem Bus, der hier Postauto heißt, zurückzufahren.

Fein. Zuerst nässten wir uns alle im Gras die Turnschuhe und Socken ein. Die teilweise nackten Beine der Mädchen wurden von Brennnesseln gegen Rheuma behandelt, und wir pflückten wilde Himbeeren und glänzend schwarze Brombeeren. Eine Joggerin, aus dem Stamme der Bergziegen, kam uns entgegen, ich fragte sie nach dem Weg und erfuhr, dass es den Weg nicht mehr gebe, er sei deswegen, wenn es ihn noch geben würde, gesperrt. Aber, so sagte die freundliche Läuferin nachdem sie unsere Physis in Augenschein genommen hatte, mit ein bisschen Klettern, ginge das schon.

Dann waren wir im Wald. Unten der Moosbach. Der Weg war gleichzeitig auch eine Art Bachbett für Sturzfluten, und dann stießen wir auf ein Schild, das uns die Sperrung des Weges verhieß. Nun gut. So was ist spannend. Selbst für halbwüchsige Mädchen, die sich sonst gerne in Mecker -und Schmollposen gefallen. Es war feucht und es war warm und es war steil und der Pfad schmal und überwuchert. Ich schnitzte uns einen Weg mit dem Armeesackmesser.

Dann, unten im «Chaschteloch», bei der Hochzeit von Goldach und Moosbach, fehlte die Brücke. Überhaupt gab es sehr viele Brücken, auch welche, die nur halb fehlten. Wir tappten durch die Goldach, und weiter vorne stießen wir bereits auf das nächste Schild, das uns wieder die Sperrung des Weges verkündete. Allerdings, das muss auch gesagt werden, auf dem gesperrten, weggespülten Wegen gab es einigen Publikumsverkehr. Und das gefiel mir.

Ich gestehe, dass ich mir nicht wirklich sicher bin, dass ich ohne die Infos der Joggerin nicht dafür plädiert hätte, umzukehren. Weiß nicht. Der Kinder wegen. Aber vielleicht auch nicht.
Aber schön war auf jeden Fall, dass hier Verbotstafeln so selbstverständlich ignoriert wurden, und man die Sache zumindest eigenem Augenschein unterzog.

Dann mussten wir unsere nassen Schuhe und Socken ausziehen (warum eigentlich?) und ein Stück des weggespülten Weges durch die kalte Goldach waten und uns Furten suchen. Das macht Freude und Laune, und in Zweibruggen kam nach 10 Minuten der Bus, der hier Postauto heißt.

Dann, als wir über «Nasen» nach Hause wanderten, dachte ich an Bier. Ich trinke kaum Bier, weil Bier nur in verrauchten Kneipen schmeckt oder sonst nach körperlichen Aktionen. Und nun hatte ich mich wieder mal in Verdacht, dass der eigentliche Grund für die 3-stündige Wanderung in meiner «Ich hab wieder mal Lust auf ein Bier» Laune zu finden war.
Biertrinken ist gesund.
Für die ganze Familie.

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