Ein Verleger schmeißt hin!

Wer sich auf der Homepage des Amman Verlags umsieht, stößt unter der Rubrik «Presse» auf eine endlos lange Liste von Preiszusprechungen an Autoren des Hauses. Das macht neugierig. Und einen wie mich, etwas neidisch.
Man gestattet uns einen (staunenden) Blick in die Welt der Literatur, die aus hunderten von Preisangeboten besteht. Preisgekrönte Autor/Innen en masse!

Viele Namen sagen, einem Ignoranten wie mir, natürlich nichts. Bei einigen klingelts. Man hat den Namen schon gehört. Von anderen hat man auch schon Bücher in der Hand gehalten. Schön.
Aber ich dachte, wie damals im Stall von Bauer Spahni: Soviele Kühe. Und an den Plätzen von einigen besonders prachtvollen Euterträgerinnen waren die eingeheimsten Prämierungen angebracht. Stoffvignetten. Blau und rot und weiß. Wie auf den Flugzeugen der Briten. Oder Franzosen.

Ich schätze mal, die Fama der preisgekrönten Kühe von Bauer Spahni machte vor allem in Rosshäusern und der näheren Umgebung des Schwarzenburgerlandes, die Runde.
Der Künstler Peter Kamm bezeichnete Kunstmessen einmal als «Huhn und Schwein» für Künstler. Das ist nicht falsch.

Nun, Verleger Egon Amman hat hingeschmissen. In den Feuilletons von FAZ, NZZ, Süddeutschen wurde deswegen viel geraunt und viel gelobt. Ein erfolgreicher Verlag. Ein wichtiger.
1000 Bücher in nicht ganz 30 Jahren. Das ist eine Menge Holz.
30-40 Titel im Jahr. 9 Mitarbeiter.

Darf man ein bisschen rechnen?
Mit Mieten und Löhnen sind das mindestens 30 Tausend pro Monat. Muss also jede Neuerscheinung monatlich einen 1000-er hereinjassen. Ein Buch kostet, sagen wir mal 30 Franken.
Im deutschsprachigen Raum, so wurde mal errechnet, gibt es 80.000 Leser. Also Menschen, die sich regelmäßig Belletristik kaufen. Um die Fixkosten des Ammanverlags zu bestreiten, müssten die Leser jeden Monat etwa 1000 Bücher aus dem Amman Stall kaufen. Nur umsatzmäßig gerechnet. Wenn man die anderen Kosten, Autorenhonorare, Buchhandel-und Vertriebsprozente, Druckosten usw. mit einrechnet, fallen auf die 80.000 Leser jeden Monat ungefähr 3-4 Tausend Ammanbücher.
Diese Rechnung ist natürlich insofern Mumpitz, als da noch ganz andere Rechnungen angestellt werden müssen, aber trotzdem kann sie einen Eindruck vermitteln, um was es in einem solchen Unternehmen geht. Und da verwundert es niemanden, dass, laut Süddeutscher Zeitung, Amman jedes Jahr 500.000 Euros einer Mäzenin erhielt. Erhalten musste.

Dass man in den einschlägigen Zeitungen den Amman Verlag als «erfolgreichen» Verlag bezeichnete, erscheint mir im Hinblick auf diese massiven Zuwendungen, als irrwitzig. Und es stellt sich die Frage, ob man nicht auch die Manager diverser Banken, die ihre Unternehmen in die staatliche Subvention getrieben haben, nicht auch als «erfolgreich» bezeichnen müsste? Ich frage.

500.000 Euros sind eine Menge Holz. Damit könnte der eine oder andere Kleinverleger durchaus etwas anfangen. Auch zu seinem Ruhm, und der Ehre von Autoren. Und jetzt, da Amman dicht macht, raunt es wieder, und einige sehen den Untergang des Abendlandes bedrohlich nahe. Schuld sind laut Egon Amman auch: «…Techno und Rap, Pop, Glamour und Fun schieben sich vor das Ernstere. Zerstreuung, Abenteuer, Fantasy…»
Das ist sicher nicht falsch. Aber, so what?
Wann, bitte, war denn das Ernstere so gefragt? Wann hatte es denn Hochkonjunktur? Wer soll denn all die Bücher lesen? Die Ernsten, und die anderen? Und warum?

Menschen, die sich für Literatur interessieren, sind eine Minderheit. Man muss sie nicht schützen. Sie wird nicht aussterben, auch wenn sich das viele wünschen mögen.

Ein Problem des Verlagswesen besteht darin, dass es durch den Absatzrückgang einzelner Bücher, immer mehr Titel auf den Markt wirft. Werfen muss. Das ist Kapitalismus pur.

Und bei 500.000 Miesen im Jahr, macht jeder andere Betrieb auch dicht. Ohne, dass der Untergang des Abendlandes nahe ist.

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