Was ich lese

Seit Jahren lese ich meistens frühmorgens im Gym. Auf dem Fahrradergometer. Bester Leseplatz, ever. Obschon ich da allerhöchstens eine Stunde bin, habe ich einige Bücher von Pohrt gelesen, das neue, Klassebuch von Klaus Bittermann, den „Schuss ins Blaue“ von Dobler, und einiges mehr.

Neulich habe ich gelesen, dass K.Passig für sich auch den Lese-Ergometer entdeckt hat. Und es supi findet. Aber davon wollte ich eigentlich nicht reden. Sondern von dem Buch, das ich gerade radfahrend lese.

Es heißt: Zurück aufs Eis, und ist geschrieben von Susann Klossek und Hartmuth Malorny. Untertitel: Wie man keinen Roman schreibt.

Eigentlich (schon wieder eigentlich?) möchte man einwenden, doch, genauso schreibt man einen Roman!
Worum geht’s? Schwer zu sagen. Susann und Hartmuth wollen zusammen einen Romanillo schreiben. Und so schicken sie einander abwechselnd Ideen usw. zu, die der jeweils andere ausbaut, verwirft, kommentiert, erweitert, ablehnt, sich darüber lustig macht. Sie tauschen Invektiven und prahlen mit ihrer Weltkenntnis, denn beide sind weit gereist, vor allem in Länder, in die ich niemals einen Fuss setzen würde, Länder in denen es immer heiß, feucht, überfüllt und lärmig ist. Also Asien, z.B.

Nun, Susann Klossek, die eben ihr grossartiges Buch „Varanasi“ rausgegeben hat, war und ist mir bekannt, und Garant für fetzige Texte, ob in Gedichtform, Prosa oder in ihrem Blog (Blogroll). Malorny kannte ich nicht. Jetzt lern ich ihn kennen. Zumindest sein schriftliches Ego.

Ich kann nur sagen, dass ich mich des Morgens auf den Ergometer freue, denn das Buch ist wunderbar humorig, witzig, klug, druchdrungen von persönlicher Erfahrung, eingängig und weise. Beste Unterhaltung im besten Netflix-Serien-Stil.

Lisez, frères et soeurs, lisez ce livre!

Frühes Aus für «Brüllen und nölen»

Aus für „Brüllen und nölen“ vulgo „Skylines“.
Netflix hat die Serie nicht verlängert, es gibt keine zweite Staffel.
Der „Spiegel“ war ja „voll des Lobes“ für die Serie:

«Unten im Studiokeller wird gekifft und an den Beats geschraubt, in den oberen Stockwerken werden Geschäfte gemacht: Plakativ, aber plausibel …»

Exactement. Vor allem die letzten drei Worte.

Und trotzdem geht’s nicht weiter.

Aber es ist ja nicht Schluss mit „Brüllen und nölen“. Schalten sie einfach eine andere deutsche Produktion auf. Egal welche. Brüllen und nölen ist immer dabei.

Beaucoup de plaisir, et n’oubliez pas les Ohropax!

siehe auch: http://songdog.at/blog/?p=14365

Eins für die Raucher

Es ist einfach eine Zumutung, dass man heutztage Rauchern verweigert Schuhe und Jacken zu erwerben. Gehen sie ins Beisl und wollen eine rauchen, müssen sie nach draußen, und dort vor der Tür zittern, schlottern und sich den „Arsch abfrieren“. Da werden sie sterbenskrank, kriegen Lungenentzündungen und vermutlich auch Kältekrebs. Und schreiben dann himmeltraurige, erschütternde kleine Berichte und Kolumnen und all son Zeuch deswegen.

Man sollte ihnen, finde ich, nicht vor dem Erwerb von Jacken und Schuhen stehen. Das ist einfach nicht fair. Wirklich nicht.

Bad Ass

Heute morgen hatte ich wieder mal das Vergnügen von einem Radfahrer angefahren zu werden. Natürlich auf dem Gehsteig, wo er mit geschätzten 20km/h die abfallende Favoriten runterpeste. Er hatte damit gerechnet, dass ich einen halben Schritt zur Seite machen würde, was ich aber nicht tat. Schulter gegen Schulter. 70 kg mit 20km/h gegen 115kg (vermutlich mehr) mit 4 km/h. Es zerlegte den Burschen ganz ordentlich und er landete auf einem zufällig freien Parkplatz, rappelte sich auf und ging auf mich los. No na. Er war ja Radfahrer und somit im Recht, denn Radfahrer und im Recht sein, gilt als Axiom.
Ich hielt einfach seine Arme fest und erklärte den Umstehenden, dass ich, ein „harmloser» Fußgänger, auf dem Gehsteig von einem Radfahrer angefahren wurde. Ich sagte der formhalber, dass ich die Cops rufen wolle, was ich  natürlich nicht wollte. Mir fehlt die Zeit, für solche Albernheiten. Dann mischten sich gleich ein paar Umstehende ein, und der Radi jammerte ihnen was über die pösen Autofahrer vor. Deswegen müsse er auf dem Gehsteig fahren. Das explizierte er, während gezählte fünf Radfahrer vorbeifuhren. Auf der Straße. Zusammen mit den pösen Autos.

Dann hatte ich genug, ließ sie allein und ging dann in den Hofer einkaufen.

Ja. Ich hätte ausweichen können. Aber ich wollte nicht. Ich bin böse. Und Fußgänger. Und als dieser betrachte ich den Gehsteig irgendwie als mein Territorium. Ich sage nie was zu einem Radfahrer der auf dem Gehsteig fährt, aber ich weiche auch nicht aus. Das ist mein Bad-Ass-Deal.

Das erstaunlichste war, dass ein beschleunigter menschlicher Körper gegen meine Schulter prallte und es mir vorkam, als hätte meine Tochter einen Fußball dagegen geworfen. Meine großartige fuckin’ Bad-Ass-Schulter.

Ich denke, der Radi hat heute etwas gelernt.

P.S. Und da wir ohne Zweifel auf einen Bürgerkrieg zusteuern: Ich bin auf der Seite der Fußgänger.

So jetzt: Shitstorm, please!

Gute Philosophen

Einer der großen Philosophen der Jetztzeit ist/war Carlo Pedersoli alias Bud Spencer. Gibt es einen besseren Ratschlag als sein berühmtes „futtetènne“, was soviel wie „Scheiß drauf“ bedeutet?

Oft kommen die Dinger aus Ecken, die man nicht im Blick hat. Die erst kürzlich verstorbene letzte Grande Dame des Wiener Bürgertums, die Schauspielerin, Freundin Adornos und Ausrichterin des weltberühmten Opernballs, Lotte Tobisch, meinte einmal: «Ich hab immer gesagt, Opernball muss man ernsthaft machen, aber nicht ganz ernst nehmen.»

Das scheint mir brauchbar zu sein. Ich sehe es genauso. Ich musste eigentlich nur den „Opernball» durch etwas anderes ersetzen.

Gute Philos!
Bravo!

Heute erschienen und ausgeliefert

Edition BAES
www.edition-baes.com

Auszug:

«Bis vor kurzem hatte ich an der Uni geboxt, von 6 bis 7.30 Uhr … mir gefiel die Idee, dass mein Umgang mit der geistigen Elite dieses Landes sich auf das Austauschen von Schlägen, von Haken und Geraden beschränkte. Auf was sonst?, könnte ein Kritiker der geistigen Elite nachhaken. Aber die Kritiker der geistigen Elite gehörten ebenfalls zur geistigen Elite, und eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus. Außer die Krähe war der Ansicht, dass die andere Krähe über ein drittes Auge verfügte, das ihr einfach nicht zustand. Aber wen interessierte das? Lesen Sie Thomas Bernhard, der hatte dazu einiges zu sagen. Nein, lesen Sie Bernhard nicht. Wozu auch?»