Fuckin› Snob

Manchmal höre ich, dass ich ein Snob sei. Ein Snob, weil ich für längere Zugstrecken (habe kein Auto) 1. Klasse buche. Nur ein Snob fährt erster Klasse. Ein Snob, der das Volk nicht liebt, es gar verachtet.

Diese Leute haben recht.
Denn diese Leute lieben das Volk. Linke, wie Rechte. Vor allem abstrakt. Wenn sie es für ihre politischen Zwecke einspannen können.

Du bist ein Snob, sagen Leute, die es für ein Menschenrecht halten, zweimal im Jahr in die Ferien zu fliegen, die Fahrräder kaufen, an die ich die Tantiemen von 3000 verkauften Büchern geben müsste. Ein Fahrrad von 3-6 Tausendern ist kein Snobismus, sondern Notwendigkei, finden sie. Dazu ein kleiner Rucksack für sieben hundert Eier. Voll nötig.

Trotzdem: Sie haben recht. 1. Klasse im Zug, das geht gar nicht. Da überhebt sich einer über die anderen. Dass man eine längere Zugfahrt genießen könnte, darauf kommen sie nicht. Und genießen kann man die nur, wenn der Nachbar die Schnauze hält, und einen nicht mit seinem Shit zutextet. Oder laute Musik hört, permanent telefoniert. Deshalb sitzen ich und all die anderen Snobs in der ersten Klasse. Unsere maßlose Selbstbezogenheit lässt uns (meistens) sehr höflich und zurückhaltend miteinander umgehen. Fuckin’ Snobs, eben…