Der gemeine Fallrückzieher

Gareth Bale zimmert die Flanke von Marcelo per Fallrückzieher ins Tor der Reds, wobei Karius, der tragische Clowntorwart, seinen Hechtsprung nach der Kirsche schon vorzeitig abbricht, als hätte er zuvor ein Kuvert von der Wettmafia gekriegt.

Und alle überbieten sich danach in Superlativismus, was den Bale’schen Fallrückzieher anlangt.
Aber ist das berechtigt?
Was kann man an einem Fallrückzieher schon falsch machen? Was?
Nichts.
Ein verwandelter ist in jedem Fall ein Sonntagsschuß. Und falls der Stürmer danebenhaut und einfach nur wie ein Blindgänger auf dem Rasen landet, wird ihm niemand den Vorwurf machen, er hätte eine Chance vergeigt.

Der gemeine Fallrückzieher ist wie ein Haupttreffer bei der Lotterie. Jeder der Kreuze malen kann und ein paar Euro hat, kann  die Millionen gewinnen. Und niemand wird den Gewinner über den grünen Klee dafür loben, dass er so tolle Kreuze zeichnen kann.

Also kriegt euch wieder ein.
Oder brecht Sergio Ramos wenigstens einen Arm.

Die Gesetze des Lesens

«… Der Schreibstil hat mir auch nicht sonderlich gut gefallen, denn Spannung kam bei mir überhaupt keine auf. Ich war einfach nur froh, als ich es durch hatte.»

Eine Buch-Rezension ganz nach meinem Geschmack.
«Ich bin einfach nur froh, als ich es durch hatte.“ Großartig! Dies sind durchschnittliche Sätze, in einer der Millionen Rezensionen bei Amazon.
Wenn ich nicht zu faul und zu deprimiert wäre, würde ich ein Buch mit Leserrezensionen machen. Ich denke, es würde mehr über die Deutschen aussagen, als so viele Soziologiestudien.

Es gibt offenbar ein deutsches Gesetz, dass den Käufer, der ein Buch anliest, dazu verpflichtet, es auch zu Ende zu lesen. Und nur die Superangepissten, die Mutigen, die Rebellen und die Misanthropen schaffen es, nicht zu vollenden und den Müll zu entsorgen.

Ein weiteres Gesetz scheint zu sein, dass wenn man vom Buch eines Autors enttäuscht wurde, sofort das nächste vom selben Schreiber erstehen muss, um dann sofort  wieder, glücklich über die neuerliche Enttäuschung, berichten zu können.

Das scheint die wahre Freude, der nicht lesenden Nichtleser zu sein.

Vielleicht mach ich das Rezenbuch doch noch.
Die Schwarte der Frau von Ex-Bundespräsident  Wulff, Bettina Wulff, hat zum Beispiel 1’117 Rezensionen bei Amazon. Das ist wahre Leidenschaft…
Jetzt fangt mal an zu lesen. Es könnte dauern…

Muhammad Bayern

Ich bin bekennender Bayern München Fan. Keine Fußballmannschaft bereitet mir solch großen Genuss – wenn sie verliert. Bayern ist sozusagen der Muhammad Ali des Fußballs: Viele sehen nur zu, weil sie dabei sein wollen, wenn sie die große Schnauze gestopft kriegen.
Aber natürlich tue ich Ali damit unrecht. Ali war ein guter Mann, ein Dichter und Prophet und ein Genie des Boxsports. Und Uli Hoeness ist nun mal kein Ferdie Pacheco. Nicht mal ein Bundini Brown. Nein, erst recht kein Bundini Brown.

Alis große Klappe und seine Schmähgedichte waren anfangs eine Verkaufsstrategie. Selbst meine Mutter wollte sehen, wie seine Fresse poliert wurde. Das war ihr das 4-Uhr-Aufstehen wert. Sie wurde enttäuscht.

Wir wurden gestern nicht enttäuscht. Danke, Bayern. Und nett auch, dass ihr euch so unfair verabschiedet habt und dem Sieger den Applaus verweigert habt. Die Silbermedaillen hätten einige am Liebsten dem Schiri in den Anus geschoben.

Danke. Das nächste Mal wird noch schöner.

(Was bin ich doch für ein niederträchtiges Kerlchen, nicht wahr?)

Manchmal

Manchmal gibt es überraschend gute Abende. Zum Beispiel im Sport.

Die Schweizer Eishockeymannschaft schlägt Kanada und erreicht das Finale der WM. Und dann verliert Bayern auch noch das Pokalfinale gegen die Eintracht.
Das soll ihnen mal jemand nachmachen…

Das Sprüchemuseum (87)

«Es tut ihm die Mutter des Opfers leid, aber nicht das Mädchen.»

soll der 16-jährige Tschetschene bei der Polizei ausgesagt haben, der in Wien einem 7-jährigen Nachbarsmädchen den Kopf abgeschnetzelt hat.

Wir sagen: Zum Glück machen sich jetzt die Psychiater an die Arbeit, die uns den Einzelfall aufschlüsseln werden, weil sonst einige auf die Idee kommen könnten, dass es möglicherweise etwas mit dieser verhaltensgestörten, gewaltbesoffenen und frauverachtenden Muttersöhnchen-Kultur zu hat, die mitten unter uns Wurzeln geschlagen hat.

Das Sprüchemuseum (86)

„Ich kenne viele, die dich gerne wärmen würden.»

Nelson Müller, Fernsehkoch, zu einer attraktiven Kochkandidatin aus dem Süden, die ein wenig über die Kälte gejammert hatte.

Wir sagen: Wieso sagt ein erwachsener Mann so etwas zu einer Frau? Ist es Notgeilheit oder plötzlich wiedereinsetzende Pubertät? War Müller besoffen? Abwesendes Gefühl für Stil und Anstand? Pure Dummheit oder aufplatzender Mut sich ganz, ganz dämlich zu zeigen?
Oder einfach alles zusammen?

Lesung im Benno-Ohnesorg-Sorg-Theater

8.5.2018 Theater Augsburg Hoffmannkeller 20h
Franz Dobler präsentiert
DAS BENNO-OHNESORG-THEATER
Du weißt nicht, was dich erwartet, aber es wird nicht ganz blöd sein!
#8 der Augsburger Lesebühne mit den Gästen
Thomas Palzer/Leipzig, Andreas Niedermann/Wien, Philip Bradatsch/Konzert!

Der Autor und „Bayerische Bastard“ Franz Dobler mit neuen und anderen Texten und Kommentaren und speziellen Gästen: THOMAS PALZER aus Leipzig mit seiner neuen autobiografischen Erzählung „Vergleichende Anatomie – Eine Geschichte der Liebe“ (Matthes&Seitz), ANDREAS NIEDERMANN aus Wien mit seinem neuen Kriminalroman „Blumberg“ (Songdog) und Dinosaur Truckers´ Songwriter PHILIP BRADATSCH aus Kaufbeuren mit seinem neuen Soloalbum „Ghost On a String“ (Trikont).
Wie immer Menge Stoff in der einzigen Politshowlesebühne mit Pause, permanent geöffneter Bar und gelegentlich familienfreundlichem Humor!
Tickets: 0821-3244900 oder theater-Augsburg.de/karten

Mehr zu den Gästen/Vorschau
Philip Bradatsch ist einer der großen Live-Musiker, ständig unterwegs mit Countrybands oder den wilden Dinosaur Truckers, jetzt mit seinem brandneuen zweiten Soloalbum „Ghost on a String“ beim Münchner Trikont-Label. Da hat die Süddeutscheeine halbe Seite freigemacht: „die Verbundenheit mit dem Klang Amerikas bleibt unüberhörbar, ergänzt aber um seine Liebe zu den Beatles und die Fuzz-Rock-Gitarren der späten Sechziger und frühen Siebziger.“
Andreas Niedermann hat seit Mitte der 1980er-Jahre eine Menge Romane und Erzählungsbände veröffentlicht. 2004 gründete der Schweizer, der seit langem in Wien lebt, den Songdog Verlag. „Blumberg“ ist sein erster Kriminalroman: jenseits von Krimi-Klischees schlägt sich eine Ex-Journalistin durch den aktuellen und unübersichtlichen Polit-Dschungel. Begeisterung bei der Jungle World: „Ein rasanter, überschäumender Krimi mit ungeheuer viel Wien, Wut und Wein.“
Thomas Palzer veröffentlichte seine ersten Texte 1980 im heute legendären Münchner Magazin Mode& Verzweiflung. Der heute in Leipzig agierende Philosoph schrieb nicht nur Romane (für „Ruin“ erhielt er den Tukan-Preis) und Essays zum Zeitgeschehen, sondern auch eine Vielzahl von TV- und Radio-Beiträgen. Seine neue autobiografische Erzählung „Vergleichende Anatomie – Eine Geschichte der Liebe“ (Matthes&Seitz) ist so radikal wie schonungslos, die Geschichte einer Trennung, die mit den Worten der Frau beginnt: „Du bist mir zu alt.“

Die drei Autoren des Abends kennen sich seit den 1980er-Jahren, sind häufig zusammen aufgetreten und haben in unterschiedlichen Konstellationen kollaboriert, vor allem als in den 90ern einige ihrer Bücher im Augsburger Bommas Verlag erschienen.

VORSCHAU
12.6. mit Lydia Daher und Christof Wackernagel
10.7. mit Anna McCarthy und Michael Wildenhain