On the road lll.

Es war dann doch nicht so schlimm.
Jack stiefelte durch die Markthalle, und es machte ihm nichts aus, dass er sich außer einer „flute“ und einem Brocken „Paté des Paysannes“ nichts leisten konnte. Er dachte an VanGogh und die anderen, und bei den Fischen dachte er an Rimbaud, und an die Nächte, die er damit zugebracht hatte, die Gedichte von Rimbaud zu verstehen, und daran, dass er es nie geschafft hatte, dass ihm die“ Illuminations» nichts sagten, aber dass er Rimbaud trotzdem cool fand; cool und auch ein bisschen schwul, was Jack nicht so gut fand, weil das etwas war, was Rimbaud noch weiter von ihm wegrückte, und weil er fremden Schwulen gegenüber – aus Erfahrung – mit MIsstrauen begegnete. Jack stellte sich vor, dass Frauen sich so fühlten, weil sie wussten, dass die Typen nur hinter ihrem Arsch her waren, so wie es ihm ergangen war, als er noch jünger gewesen war. Wenn man nichts hat, außer seiner Sexulität, dann muss man schlau sein und jede Chance nützen, um an bisschen Macht zu kommen.
Aber das war heute nicht sein Problem. Er hatte heute kein Problem. Er setzte sich draußen vor der Markthalle auf eine Bank, zückte sein Messer, schlitzte die flute auf und verteilte die Paté auf dem weichen, duftenden Brotfleisch und ass alles schnell auf.. Es schmeckte gut wie immer, es war etwas, dass einem nie verleidete, wie die songs von Willi Nelson.
On the road again…

On the road ll.

Jack nahm den Bus, um in die Nähe einer großen Straße zu kommen. Er wollte nach Süden, was ihm ein wenig seltsam erschien, denn er war bereits im Süden. Aber es gab immer noch einen südlicheren Süden, bis hin zum südlichsten Punkt der Antarktis, wo dann jeder Schritt, gleich in welche Richtung, immer nach Norden führte. Da wollte er hin. Nicht in der nächsten Zeit, aber irgendwann einmal – wenn es sich ergab.
Jetzt wollte er nur ein paar hundert Kilometer weiter südlich, dorthin, wo seine Lieblingsmaler gelebt hatten: Cézanne, VanGogh, und der Bankier Gaugin. Jack wollte das Licht sehen, dass sie gesehen hatten, die dicken, großen Sterne, die Straßencafés, die süße Verzweiflung.
Jack war kein Maler, und er hatte auch nicht vor, einer zu werden, aber ihm gefiel an den Typen, dass sie kein Geld gehabt hatten, dass man sie zu Lebzeiten verkannt hatte. Das war irgendwie tröstlich, und machte Jack fast froh.
Der Bus war voller alter, schweigender Bauern, die grantig dreinblickten, weil sie nicht rauchen durften. Oder wegen was auch immer. Jack fühlte sich so mittel. Seine Stiefel machten ihm Sorgen. Wenn die futsch waren, wurde es schwierig. Sein Geld reichte gerade, um nicht Hungers zu sterben. Das war ein ziemlich VanGoghmäßiges Problem. Er blickte aus dem Fenster und war ein bisschen stolz auf sein verdammtes vangogh-Stiefelproblem. Dann erreichten sie die Stadt und er stieg bei der Markthalle aus, was er vielleicht nicht hätte tun sollen…

On the road l.

Jack hatte die abgelaufenen Absätze seiner Stiefel geflickt, hatte Agraffen ins Absatzleder genagelt und die Stellen, die auf den Straßen geblieben waren, mit Zweikomponentenkleber aufgefüllt. Es sah ganz ordentlich aus, man konnte die Agraffen im glasigen Kleber sehen, wie U-förmige bleiche Würmer in Aspik, und die Sache hielt bis zum Dorfausgang, ein Marsch von 12 Minuten, und dann wars vorbei, und wieder wie zuvor, nur mit Agraffen, die Jack jetzt irgendwie herausziehen musste.
Er tat es. Und da er keine Zange hatte, nahm er sein gutes, junges Gebiss zu Hilfe, seine gesunden Zähne, lachte dabei, weil er sich von außen sah, wie er da am Straßenrand stand, und mit den Zähnen Agraffen aus den niedergelaufenen Absätzen zog.

Aber es war niemand zu sehen, der Jack hätte sehen können. Das war auch okay so. Dann ging er, wegen der kaputten Absätze ein wenig schwankend, davon…

Hundert Prozent

Es begegnet einem ganz schön oft, es fällt auf, man kann es lesen oder auch hören, aber vor allem lesen. Auf Youtube, zum Beispiel, wenn man sich ein Musikfilmchen eines Popgrüppchens ansehen möchte, dessen Popularität auf das hintere Emmental beschränkt ist (oder auch auf das ganze): 100% Schweizer Musik!

100% Schweizer Musik? WTF, aber dann gleich ROFL.
100% Schweizer Musik. Bevor wir uns vorstellen, dass die Deutschen den debilen Einfall kopieren: 100% Deutsche Musik!!!, was sie aber nicht tun werden, denn es gibt ein Gefühl für Maß und Mäßigung, fragen wir uns doch mal, was denn so 100% Schweiz an dieser Musik sind?

Melodie und Rhythmus kommen ursprünglich aus dem Mississippi-Delta, wo sie, für alle Zeiten, erfunden wurden. Sind die Instrumente 100% Schweizerbauart? Oder nicht doch vielmehr japanisch, chinesisch, amerikanisch, deutsch? Was bleibt? Genau. Die MusikerInnen. Ja, Teufel eins. Rocker und Popper mit dem Gütesiegel der Armbrust versehen. Hat Rock und Pop das verdient?

Hat es.
Diese hundertprozentigen Interpreten, die sich alle anhören, als würde ein Kuno Lauener im Stimmbruch auf Stephan Eicher machen, der versucht Sina zu imitieren.
Recht so.
Armes, reiches Land. Hundertzwanzig Prozent!

Denunziation ll.

Sollte man ein kleines Brevier herausgeben, mit all den Briefen die der Verleger eines Pimperl Verlags so erhält? Nun ja, vermutlich gibt es das schon. „Mein Leben als Arschloch und Verleger. Ein Bericht aus dem Inneren eines Saumagens.»

Manchmal ist der Verleger sogar geneigt zu glauben, dass Autoren halbwegs der Sprache mächtig sind, in der sie schreiben. Manchmal.

«An Frechheit und Ungezogenheit fählt Ihnen kaum was noch..wie ich sehe…!Und das ich Ihnen die Ehre überhaupt mache ,zu Antworten beweisst nur meine Gutte Manieren,und…»

lieber Herr,
Ich hatte gerade gesehen das sie so alt wie ich bin…DA  muss man doch anders sein und denken..!Besonders als LITERAT,musste man höfflich und guterzogen wircken..leider ist bei Ihnen trotz Ihres Alters….vieles noch nachzubessern….schade…!Man sagt.. so Allgemein…man lehrnt nie aus…..!Bei Ihnen ist der Zug schon längst abgefahren…lieber Basler..!Grüsse aus Ulm..mein Lieber..!

Das Sprüchemuseum (78)

«Seit mehr als sechs Monaten sitzt VW-Manager Oliver Schmidt in Miami in Haft. Jetzt hat er ein Schuldbekenntnis abgegeben. Trotzdem droht ihm eine Haftstrafe.»

SPON

Wir sagen: Das ist geradezu unerträglich. Da gibt ein Krimineller zu, ein Krimineller zu sein, und trotzdem wird er bestraft?! Fuck you, Miami-Justiz! Kriminelle, die zugeben kriminell zu sein, sind unverzüglich auf freien Fuß zu setzen!

Denunziationskatalog

Die Binnen(I)-Partei, vulgo Grüne, hat sich offenbar die Böllstifttung gekrallt, und ein Online-Lexikon herausgebracht, in dem Eingang finden soll, wer alles ein Antifemininstisches Arschloch ist.

http://www.agentin.org/index.php/Kategorie:Person

Matthias Mattusek wird zum Beispiel u.a. als „bekennender Katholik“ geführt.

Ja, da geht’s zur Sache, in diesem feinen Denunziationslexikon. Und war die Denunziation nicht immer schon ein beliebter Sport der Deutschen? Und das Listenführen auch?

Ich finde, dass in dieser Liste der Buchstabe „N“, mit nur einer Nennung einfach untervertreten ist.
Hört mal her: Hab ich nicht mal irgendwo geschrieben, dass es auch dumme Frauen gibt?