Herzig

Herzig, wie man sich heute in Schweizer Medien darüber ausweinte, dass der arme Schweizer (und natürlich auch die Schweizerin und das Schweizende) im EU-Ausland Roaminggebühren zahlen muss. Das sei „ein Ärgernis“, ließ man verlauten, was in die Umgangssprache übersetzt heißt: Total beschissen und fuckin’ ungerecht.
So weinten sie bitterlich.
Könnte die Roamingkacke vielleicht auch daran liegen, dass wir, mit einem EU-Handyvertrag ausgestattet (siehe weiter unten den Eintrag: „Die Schweiz nervt“),  uns in der Schweiz dumm und dämlich (und natürlich auch herrlich) pecken, wenn  wir ins Netz gehen?
Könnte es sein? Kann es?

Terror ll.

In einem Klub in Konstanz schießt ein Mann offenbar wahllos auf Besucher und tötet einen Gast. Der mutmaßliche Täter stirbt nach einem Schusswechsel mit der Polizei – Hinweise auf Terror gibt es derzeit nicht.

Schlagzeile  SPON

Schon wieder. Kein Terror.
Trug der Mann, der wahllos in eine vollbesetzte Discothek ballerte, keinen Vollbart? Hatte er keine Flagge des DAESH umgehängt? War er nicht nachweislich Al Baghdadis Cocksucker?
Ja, dann!

Terror

«Der Mann, der in einem Hamburger Supermarkt auf Menschen eingestochen hat, ist ein abgelehnter Asylbewerber. Seine Vorgehensweise scheint wirr gewesen zu sein.»

Schlagzeile des „Tagesanzeigers»

Es ist immer wieder erstaunlich, wie beharrlich man sich weigert, ein anderes Handlungsmuster zu akzeptieren, als das rationale westliche.
Fuck, was ist wirr daran, wenn ich mir in einem Supermarkt ein Messer greife und damit auf die Umstehenden einsteche? Das ist alles andere als wirr. Das ist wirkungsvollster Terror.

Polo Hofer (1945-2017)

„Ich habe 50 Jahre lang Party gehabt“, sagte er neulich, der Polo, der Hofer, auf seinen schlechten Gesundheitszustand angesprochen. Jetzt ist sie zu Ende, die Party, zumindest für ihn, den genialen Songtexter, den einzigen legitimen Nachfolger von Mani Matter.

Er kam aus dem Ort, in dem auch ich aufgewachsen bin, beinahe Nachbarn, und Anfang der 70-er hörte ich ihn mit seiner Band „Rumpelstilz“ trainieren, einen Steinwurf entfernt, in der Garage von Hanery Ammans Elternhaus. Die Musik, die damals die Interlakner Nacht duchdrang, war pure Verheißung, um diesem alten, schönen Wort die Ehre zu geben. Verheißung: Abhauen, Drogen, Musik, Liebe, Freiheit, Rebellentum.

Und kein Song schafft es besser die süße, sehnsüchtige, unschuldige, großartige Hippiezeit einzufangen, als „D’Rosmarie und i“, als man einfach loszog, ohne Geld und Talent, neugierig, das Herz voll Tatendrang und unstillbarem Abenteuerdurst.

Roll on, Polo!

Bettler-Ferien

In letzter Zeit, wenn ich, wie meistens, vom Training schwitzend die Favoritenschlucht durchwandere, von der Post über Billa zu Hofer, eine Strecke von 150 Metern, und nicht wie sonst 5 meiner 7 Liebelingsbettler antreffe, frage ich mich intensiv, ob Bettler auch Urlaub machen. Gesetzlich, von ihren Arbeitgebern ausgelobt, oder als Freelancer, sich selber beglückend, der Einsicht folgend, dass, wenn alle Urlaub machen, es nicht lohnt in der Steppenglut der fuckin’ City dem Broterwerb nachzugehen.

Was wären denn, so frage ich in aller meiner aufbringbaren Naivität, so die Lieblingsurlaubsdestinationen, der Favoritenschluchtbettler?

Oder folgen Sie ihrer Klientel in den Urlaub nach und man trifft sie vor dem Negozio in Caorle oder dem Supermarché in Sainte Marie de la mère?

Jedenfalls hier sind sie nicht mehr.
Finde ich einerseits – pekuniär – ganz gut, aber andererseits fehlen sie mir auch. Es ist jetzt einfach noch schwieriger, ein guter Mensch zu sein.

Aber es wird ja bestimmt irgendwann Herbst, obschon nichts darauf hindeutet: Cocksuckersummer!

Die Schweiz nervt (a bissi)

An die Preise in diesem Land kann man sich nicht gewöhnen: geschenkt.
Dass ich aber, um ein SBB-ticket online zu bestellen, entweder Werbeanrufe auf dem Handy zu vergegenwärtigen habe, oder sonst 1,60 Roaminggebühren pecken muss, ist sowas von fuckyoucocksuckers. Der Hammer aber ist, dass ich nicht mal die Amazonprime-Serie gucken kann, wennn ich müde vom Geld ausgeben bin. Kein Anschluss unter dieser Nummer.
Aber die Züge dem schwäbischen Meer entlang, das muss auch gesagt sein, sind großartig und so kühl, dass man gar nicht mehr aussteigen möchte. Und großartig auch die Fähre von Friedrichshafen nach Romanshorn für sagenhafte 12 Eier, also in etwa der Preis für einen Hot-Dog. Allerdings, und da muss man genau sein,  mit extra Senf.

Die Knallbar Diaries (52)

Neulich brüllte ich eine maunzende Katze an, sie möge doch die Fresse halten. Was für eine Sau ich doch bin, sowas tut man nicht. Ich habe auch einen Esel, der mich genervt hat, angeschrien er möge sich umgehend verpissen, ich habe hier zu arbeiten.

Ich habe auch schon Rinder mit einem Stock geschlagen. Ich habe aber auch schon winzige Igel durch den Winter gebracht, und schwer leidende Kühe operiert. Ich habe Tauben getötet und Ratten ertränkt, Mäuse erschlagen und unzählige Mücken und Fliegen. Ich bin eben ein richtiges Arschloch. Lev-André Knallbar ist ein Arschloch. Das ist keine Neuigkeit, verzeihen Sie die Redundanz.
Stellt sich die Frage: Mag er denn keine Tiere?

Der Komiker, Schauspieler und Drehbuchautor W.C. Fields (1880-1946) sagte einmal: „Wer Kinder und Hunde nicht austehen kann, kann kein ganz schlechter Mensch sein.»

Tiere? Es ist wie bei den human beings: Als Gattung können sie mir gestohlen bleiben, aber einzelne Exemplare davon finde ich großartig.

Und jetzt los mit dem Shitstorm, ihr Pussies!

Die Knallbar Diaries (51)

Kann man sich vorstellen, was los wäre, wären die Verwüstungen die die Linksfaschisten in Hamburg produzierten, von Rechten begangen worden?

Wie unangenehm, für einen selber, den Unsinn, den man vor Jahren ausgestoßen hat, nun maßstabgetreu aus dem Munde der Rechtfertiger zu vernehmen. Man bekommt dabei eine Gänsehaut.

Wenn man alt wird, dämmert einem, dass alles falsch ist. Vielleicht sogar das.

Ich war auch dabei, als in den achzigern in Zürich, und auch in Basel, die Schaufensterscheiben klirrten und geplündert wurde. Ich war dabei, ohne Scheiben einzuwerfen und ohne zu plündern. Bei einem Pelzmodengeschäfteinbruch hätte ich die Kleiderbügel geklaut.

Die Geschichte wiederholt sich. Als Farce. Heißt es. Aber die Farce ist schlimmer als die Tragödie. Wusste Marx das auch?