Slimetime?

Eine Edelfeder, las ich, leistete bei der Arbeiterklasse schriftlich Abbitte: er habe sie verkannt. Die Arbeiterklasse. Soll so sein. Denn die Edelfeder hat keine Ahnung von der Adresse seiner Slimerei, nee, hat er nicht, denn sonst wär es keine Edelfeder, vermutlich nicht mal eine Feder, sondern nur läppischer Lappi.

Das möchte auf uns zukommen, nachdem man die Geflohenen auf jede zweite Stadttheaterbühne gestellt hat: Die Abbitte bei den Verkannten. Kommt her, stellt euch hin, erleuchtet uns mit eurem berechtigten Hass, euren Auslöschungsfantasien, euren Lügen, wir haben es verdient, wir, die von Gnade Gefilterten, die ehrfürchtig nun die Kassiererinnen im Supermarkt grüßen, diese mürrischen Madonnen des Alltags.
War das nicht schon immer das Hobby der Kopfarbeiter? Dieses süße Klampfen fürs Proletariat?

Werden die Verlage jetzt umschwenken? Wenn Hofer gewinnt, schwappt dann eine Flut von Heimatromanen in die Buchhandlungen, Heimatkrimis mit Rehkitzen in Lederhöschen, oder schreibt Gabalier einen Millionenseller mit seiner Autobiografie?
«Wie ich Volksrock’n Roller wurde und trotzdem noch immer nicht weiß, was eine Tautologie ist?»

Erinnern sich die schüchternen Autoren nun an ihre Semesterferien, wo sie mal zwei harte Wochen Ziegelsteine geschleppt haben? Wird dies der neue Stoff, der in den privaten Schreibschulen zu beackern ist?

Vielleicht wirds wieder so wie in den Siebzigern, als man uns mit Gewalt die schönen langen Haare schneiden wollte, uns die Kastration mit rostigen Dosendeckeln antrug. Und danach ab nach Moskau. Onewayticket. In jenen Siebzigern, wo man uns in den Arbeistpausen anpöbelte, weil wir uns geweigert hatten zur Armee zu gehen, geweigert hatten, genauso dämlich, rachsüchtig, konsumgeil, dumm,  alles Schöne, Feine und Kluge verachtend, zu werden wie sie, die Arbeiterklasse.

Das vergesse ich der Arbeiterklasse nie!

No slimetime.