Die Knallbar Diaries (23)

Jetzt hat Kollege M. W., diese Welt also auch verlassen. Man hört überall Gutes über ihn, und ich denke, dass es nur gerecht ist. Keinen überflüssigen Satz soll er geschrieben, kein unbedachtes, hülsiges Wort gesetzt haben, allet pico, und das, was ich vom ihm gelesen habe (wenig genug), bestätigt es. Der Größte und Beste seit Dürri und Max, sagen einige. Kann sein. Aber wem liegt was an einem Ranking? Sicher nicht M.W.

In einem seiner letzten Interviews sagte er über seinen Erfolg, sinngemäß, dass man gelassen bleiben muss. In Misserfolg und Erfolg. Interessant daran ist, dass man den Spruch immer wieder mal hört. Ausnahmslos von arrivierten Autoren. Okay, das liegt vielleicht daran, dass die Erfolglosen eher weniger zum Interview gebeten werden. Zum einen. Zum anderen: Ich glaubs nicht.
Als ich noch nicht Lev-André Knallbar das erfolreiche, reiche Arschloch war, da war ich bis oben hin angefüllt mit Neid, Bitterkeit und Bosheit (bin ich noch), die ich allerdings erfolgreich niederrang. Mit Boose, Verachtung und ein paar schnuckligen Attitüden. In guten Zeiten, mit meinem unbeugsamen Durchhaltewillen. Aber gelassen? Damals?
Aber nicht doch! Jetzt bin ich gelassen. Es ist um einiges leichter, erfolgreich gelassen zu sein, als erfolgslos.

Wie auch immer. M.W. ist nicht mehr. Und ich habe nie ein ganzes Buch von ihm gelesen. Das ist meinem MIsstrauen gegen bärtige, schlaksige Männer geschuldet, jenen mit den runden Brillen und dem Lehrerpatent. M.W. war Lehrer. Und wie man so hört, war das damals in der Schweiz, die Lizenz zum Schreiben.

Vorurteile? Aber sicher. Ich bin voll davon. Wie jeder einigermaßen vernünftige Zeitgenosse. Bring dein Vorurteil zu einem Urteil, war schon immer mein Motto. Und sonst gilt immer noch B.D’s. Songzeile: „There’s no success than failure, and failure there’s no  success at all.»

Machs gut, M.W.