Die Knallbar Diaries (22)

Es soll ja Kollegende geben, die was gegen die Ochsenprämierung in Klagenfurt haben, gegen dieses Gelese und Gekrittel und gegen das Mauscheln und Kungeln und Feilschen in den Sitzungen, wer denn der schönste Ochse im literarischen Dingsbums sei. Ich mach mir ja immer einen Spass daraus, die schönsten Leseochsen zu erraten, und, ich sags ungern (weil mir das wieder als Angeberei ausgelegt wird), ich hab sie auch diesmal wieder getupft.

Die kleine, dicke Österreicherin, die gut socialmedia mobilisiert hat und so den Publikumspreis abbekommen hat, rief bei der Preisübergabe das Matriarchat aus. Mir kams a weng vor, als verlange jemand in der Sahara, nach einem Sandstrand. Aber sie erinnerte mich auch ein bisschen an mich selber, an meine Anfänge, und ich sag : weiter so, nur immer rein ins Brunzfleisch, aber wie mein leider viel zu früh verstorbener Freund C. oft sinnierte: „Eine Latte zu kriegen ist keine Kunst, aber sie zu halten, wenn schon alles ungeil ist, das ist schwer!»

Mein Sohn, 13 Jahre alt, sah eine Weile mit, und ich sagte dann mal: „Mein Gott, die sehen ja alle aus wie Autoren, sie benehmen sich wie solche, sprechen wie Autoren und vermutlich riechen sie auch so, jetzt sag mal, Junge, seh ich auch so aus?“
Nö, sagt er dann mit einem fiesen Grinsen, so schaust nicht aus.
Ich wagte nicht zu fragen, wie ich denn aussehe, aber er kannte keine Gnade, und schickte seinen Spruch gleich hinterher.
Du siehst aus wie so ein halb Sterne Koch, sagt er.
Er war dann bei drei auf den Bäumen, denn sonst hätt ich was getan, was mir vor dem Richter als elterlicher Gewaltsmissbrauch ausgelegt worden wäre. Na ja, der schiebt dauernd solche Meldungen. Darf er auch. Bleibt ja in der Familie. Ich revanchier mich dann in den Sommerferien, wenn wir kleine Ringkämpfe veranstalten. Da tu ich ihm dann weh. So ein bisschen nur, und das hält dann für ein ganzes Jahr freche Schnauze.

Sonst? Ich versuche zu arbeiten, aber ich komm nicht voran. Es nervt. Warum will ich nur was Gutes machen und nicht einfach nur einen Bestseller?
Moss ruft an und sagt, dass er über die Filmrechte verhandelt. Daraufhin betrachte ich voll inniger Liebe meinen Kontostand und beschließe, heute mal frei zu nehmen und wieder bei der  Schwangerschaftsgymnastik vorbeizuschauen, die neuen schönen, runden, buttrigen Süssen gucken…