Hitler als Wertanlage

Auch unsere Redaktion hat sich gleich eine dieser € 120.- Ausgaben von „Mein Kampf“ besorgt. Gerade noch rechtzeitig. Das bibliophile Ding ist nämlich bereits ausverkauft. Hitler ist Nr. 3 auf der Amazon Bestseller-Liste und steigt. Eine gebrauchte Ausgabe kostet bereits 350.-
No, wer hätte das ahnen können, wer? Ihr Vollwappler, ihr depperten!

Da Eichinger tot ist,  Knopp nachlässt und die Furtwängler langsam zu resch für die Eva Braun wird, also jene, die verlässlich dafür gesorgt haben, dass immer eine Hitlerei auf irgendeinem Öffrechtl. Sender zu sehen ist, musste was Neues her.

Da ist sie nun. Fesch. Klasse. Eine kommentierte Ausgabe des ewigen Bestsellers.
Schaut toll aus, das Ding. Fast so gut wie unsere Bleisatz-Ausgabe der Montaigne-Essays vom Eichborn Verlag. Und daneben hat Oldie den Hitler auch platziert.
Ja, jetzt prangt Hitler neben Montaigne, und Marky Mark meinte, dass Hitler ja irgendwie ein deutscher Philosoph gewesen sei, das würde, sagte er, vielleicht erklären, waum die Deutschen nicht von ihm lassen können.

Pepita, die einen deutschen Patenonkel hat, weinte vor Rührung als Oldie ihr die prächtigen Burschen zeigte, wie sie einträchtig nebeneinander stehen; der eine in Blau, der andere in Grau: gewichtig, cool und sehr bedeutend.
Nur Lady äugte misstrauisch über ihr Crystal Meth-Säckchen und meinte:“ Mechte nicht Schickelgruber neben Montaigne stehen haben. Muss wieder weg!»

„Keine Sorge, Madame“, sagte Oldie freundlich. „Der Preis steigt noch immer. Du weißt ja: Hitler war schon immer eine Wertanlage in Germany. Seit Jahrzehnten keine Bestssellerliste ohne ihn, kein Abend ohne TV-Filme, die nicht den Massenmord mit seiner vergrößerten Prostata oder seinen eingewachsenen Daumennägel erklären. Und jetzt halt ein edles Buch. Bei 500.- verkaufen wir. Einverstanden?“
Lady sagte nichts, aber ihr Blick ging nach innen,  zurück in Zeit und Raum, weit und tief, und was sie da sah, gefiel ihr nicht.