Pepitas Obst

Heute gegen 9 Uhr, stapfte Pepita, unsere 17-jährige Türsteherpraktikantin in den Pausenraum unserer Redaktion, wo sich bereits alle um den Mülleimer versammelt hatten, um die 2. Portion Crystal reinzuziehen. Die Lady, die unsere Methschälchen befüllt, hatte bereits ihr Bajonett gezückt um den frischen Kilosack Meth anzustechen, als eben Pepita hereinplatzte, die Arme voll Obst und Kekse und hartgekochte Eier und Nussmischungen, alles en masse.

„Wo hassen das her“, war der Oldie sofort zur Stelle. „Bisse jezz vegan oder was?“
„Chill dein Leben, Alter, nie und nimmer vegan, aber ab und zu ein bisschen Affenfrass kann ja nicht schaden. Auch euch Affenärschchen nicht. Außerdem war alles umsonst.»

„Umsonst?“, meldete sich schüchtern Marky Mark, unser so wenig markanter Lektor. „Du meinst wohl gratis, oder?»

Pepita tat, als hätte sie es nicht gehört. „Könnt ihr auch kriegen. Schaut her, feines, frisches Obst, Kekse und alles. Greift zu.»

Sie ließ alles neben die Mülltonne auf den Boden fallen und die Typen aus der hinteren Ecke stürzten sich darauf, wie Veganer auf in Rapsöl frittierten Tofu mit Buchweizen-Zucchini-Bio-Basilikum-Sorbet. Die hatten’s nötig.

„Also, meine Liebe, wo hassen das her?»

„Vom Westbahnhof.»

„Vom Westbahnhof?»

„Brauchst nur ein Kopftuch und ein Pappschild mit der Aufschrift: «Hungry Syrian“ und det lööft.»

„Schämst du dich eigentlich nicht“, sagte Marky Mark voller Entrüstung, und die Lady, die noch ihr Bajonett erhoben hatte, sah aus, als schwanke sie in ihrem Entschluss es auch wirklich in den Methsack zu stechen. Es gab ja nun eine Alternative.

„Schämen ist was für Reiche“, sagte Pepita. „Für Reiche ist es leicht ein guter Mensch zu sein, ein Tugendarsch. Aber für mich, die mit dem Gehalt, dass man mir hier zahlt, kaum die Slipeinlagen pecken kann, ist es eben nicht so leicht, und man muss sehen wo man bleibt.
Außerdem sind viele dieser Flüchtlingstypen auch ein Haufen Affenärsche die keinen Benimm haben, und sich sogar an Frauen und Kindern mit Fäusten und Ellbogen vorbeidrängeln, wenn es gilt, in einen Zug zu steigen. Also: Affenärsche, wie du und ich. Und ich hab jetzt Obst. Fresstes oder laszes…»

Nun sagte niemand mehr was. Aber das würde nicht lange vorhalten …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert