Host Hacken

„Host Hacken?“, fragte mich ein Bekannter, der mir schon ziemlich lange nicht mehr über den Weg gelaufen ist, und der mir nun an dem berüchtigten Übergang der Wiedner Hauptstraße, wo ich einst einen Buben dem Tod entrissen hatte, über den Weg lief.
(Hatt’s mir eigentlich wer gedankt? Kriegte ich eine Seite in der „Krone?“. Natürlich nicht!)

„Host Hacken?“
Was im Wiener Proletarier Idiom soviel wie, „Hast du Arbeit?“ bedeutet.
Ich ging natürlich nicht darauf ein. Denn dieser Frage liegt ein Missverständnis zugrunde. Mein Bekannter kannte mich aus Zeiten, als ich hin und wieder oder auch oft, fürs Theater gearbeitet hatte. Richtig gearbeitet, meine ich, nicht Regie geführt, geschauspielert, Stücke verfasst. Das alles mag auch Arbeit sein, ist aber keine „Hacken“, auch wenn ein bekannter Wiener Musiker und Autor das glauben möchte.

„Hacken“ ist Schweiß, mitunter Blut, Muskelkrämpfe, Erschöpfung, Stumpfsinn, Redundanz, Abschürfungen und Stauchungen. Hacken, ist sehr wenig Geld für all die schönen Attribute, die ich damit verbinde.

Aber ich bin leider kein Proletarier. Aber was heißt hier leider. Ich bin ein abgehobener, stinkiger Kleinbürger, der Seneca liest und elegante Literatur liebt. Und natürlich Country-Music. Aber alles auf einem spießigem, intellektualistischen Niveau.
Hacken war früher. Aber nur, um sie mir wieder abzugewöhnen.
Man kann sagen, dass ich damit relativ erfolgreich war. Obschon ich jetzt gearade wieder etwas hackenähnliches tue. Aber nur ähnlich.

„Host Hacken?“
Es ist kurz vor 8 Uhr. Wir überquerten gemeinsam die gefährliche Straße zum „FitInn“ und ich sagte, dass ich jetzt da rein gehe, um zu trainieren. Mein Bekannter sagte:“ Gute Idee, aber ich brauch das nicht.“
Er ist dünn und sehnig und zäh und 20 Jahre jünger. Er glaubt, ich trainiere, weil ich sehnig und dünn und zäh werden möchte.
Er weiß nicht, dass die „Hacken“ ihn fertig machen wird. Dauer-Hacken ist ungesund.
Ich erinnere mich an die Kollegen, die mich belächelt hatten, weil ich, wenn ich keine Hacken hatte, wieder trainieren ging. Sie fanden, die harte körperliche Arbeit sei Training genug. Es gib kaum einen größeren Irrtum.
Schaut sie euch heute an.  Ziemlich butt.
Aber jemand muss die Scheißhacken machen.  Soviel ist sicher.
In Österreich gibt es die sogenannte „Hacklerpension“, eine Möglichkeit für Schwerarbeiter, etwas früher in Rente zu gehen.
Sie wird vor allem von Lehrern und Beamten beansprucht und genutzt.
So schaut’s aus.

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