Sagt der Klempner:

«Manchmal seh ich mir im TV die Sendungen „Nano“-„ttt“-„Kulturzeit“-„Aspekte“ an.
Ich frag mich warum? Apokalyptisches-Aufrüttler-TV. Flüchtlinge, Klimaapokalypse, Krieg.

Und in all diesen Sendungen soll ich aufgerüttelt werden. Ich und die anderen Siechen, die sich das noch ansehen. Man darf nicht wegsehen, wird mir gesagt. Nun, ich würde liebend gerne wissen, wie man denn wegsehen könnte.
Überall sind Aufrüttler an der Arbeit. Sie verdienen im Monat soviel wie ich im Jahr, wenns denn Scheiße kommt, und meine Kunden nicht zahlen. Und sie haben dazu noch diesen „Aufrüttler-und-du-musst-hinsehen-Job», der ihnen auch noch ein gutes  Gefühl beschert, das unbezahlbare Gefühl, etwas zu tun, ein Teil der Lösung zu sein, nicht wie ich – ein Teil des Problems. So unaufgerüttelt, wie ich bin.

Neulich habe ich in der U-Bahn ZIvilcourage bewiesen und habe nicht weggesehen, als drei Typen einen Schwarzen aufgemischt haben. Hab einfach hingeguckt, kaum geblinzelt. War nicht schön, wie der geblutet hat. Aber ich habe hingesehen. Schätze, es hat dem Typen nicht viel genützt, ich meine, es hätte ihm vielleicht mehr genützt, wenn ich den Arschgeigen eins mit der Rohrzange übergebraten hätte, aber wenigstens hab ich nicht weggesehen. Das ist doch schon mal was, oder? Hat mich ganz schön aufgerüttelt und ich musste dann zwei Bier trinken, bis ich wieder entrüttelt war.

Schätze, das Hinsehen würde mir mehr Spass machen, wenn es mir Spass machen würde, jemanden leiden zu sehen. Finde ich aber nicht so gut. Vielleicht sollte man was tun. Andererseits, will auch noch nicht sterben.
Wie ich das so sehe, ham die Deutschen und die Ösis auch hingesehen, als die Nazis die Juden zum Straßenputzen aus den Häusern gejagt haben. Da hat doch kaum einer weggesehen. Sicher nicht in Wien. Des woa a Hetz, wie der Herr Karl gesagt hat.

Also, mal ehrlich, ich weiß nicht so recht. Die professionellen, gut bezahlten Aufrüttler, meinen es sicher gut. Das ist vielleicht auch ein Problem…»

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