Endlich Opfer

In der Redaktion gibt es seit einiger Zeit recht heftige Diskussionen. Sie drehen sich vor allem darum, ob es nicht langsam an der Zeit sei, uns auch als Opfer zu deklarieren. In einer sich selbst zersetzenden Gesellschaft, die sich mehr und mehr, in ein Konglomerat aus hunderten von «Opfer-Stämmen» verwandelt, kann auch die Positionierung dieser Blog-Redaktion nicht hintanstehen.  Auch wir brauchen unser Opfer-Tribe-Signet.

Nach nicht endenden, wochenlangen Diskussionen, sind wir zum Schluss gekommen, dass unser Opferstatus, der eines «Täters» sein soll. Ganz austriakische Tradition. Denn welches Opfer ist schon opfriger als der Täter?

Denn der Täter ist das Opfer des Opfers. Er wird geächtet, bestraft, gemieden, verlacht, verhöhnt, beschimpft, gebrandmarkt und mitunter verknackt.
Und Täter, passt halt am Besten zu uns. Denn:
wir halten die USA für eine immer noch vitale Demokratie, haben schon mal Neger und Zigeuner geschrieben, halten uns für keine Nahostspezialisten, finden, dass Frauen auch Nazis waren und sein können, ja, sogar, dass sie manchmal dummes Zeug reden, halten Putin für einen Faschisten (auch wenn hierzulande alle Krypta-Nazis ihn geil finden). Auch halten wir links für den betonierten status quo, und sind  der Meinung, dass Gewalt mitunter angewendet werden muss, und tun es auch hin und wieder (natürlich nur unsere 17-jährige Türsteherpraktikantin).

Ja. Nun ist es soweit. Wir sind endlich auch Opfer. Eine Minderheit. Und wir verlangen, wie alle anderen Opfer auch, Respekt, Parkplätze und komfortable Täter-Pissoirs.

Übrigens:
Wie kommt man gratis zu einem iphone?
Man sagt einem Russen, dass der Apple-Chef schwul ist.